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Schlächter im Nadelstreifen: Warum Bild-Chef Julian Reichelt vor ein Kriegsgericht gehört

Schlächter im Nadelstreifen: Warum Bild-Chef Julian Reichelt vor ein Kriegsgericht gehört
Schreibtischtäter und Kriegsverbrecher: Bild-Online-Chef Julian Reichelt

Ursula von der Leyen plappert munter bei Anne Will dreiste Lügen vor sich hin und BILD-Chef Julian Reichelt legt bei Frank Plasberg einen intellektuellen Offenbarungseid nach dem anderen ab und zeigt dabei, was für ein schäbiger Charakter vonnöten ist, um in die Champions League des deutschen Mediensystems aufzusteigen. Keine Frage – der Giftgasvorfall von Idlib hat auch die Hirne der transatlantischen Eliten Deutschlands kräftig vernebelt. Warum führen wir überhaupt abstrakte Debatten über Fake News und Journalismus in postfaktischen Zeiten? Ein Vorzeigejournalist wie Julian Reichelt zeigt doch ganz offen, was er von den journalistischen Grundwerten hält – nämlich gar nichts. Was sich in Syrien abspielt, ist Reichelt total egal. Für ihn zählt es, Deutschland für den Krieg zu mobilisieren. Seine nicht sonderlich gut gemachte Journalismus-Simulation ist dabei nur Mittel zum Zweck.

Von Jens Berger

Um die Giftgas-Angriffe in Syrien tobt – so der „Faktenfinder“ der Tagesschau – ein Kampf der Interpretationen. Dies ist jedoch alles ein Duell, das mit dem Florett ausgefochten wird und vor allem die Infoelite interessiert. Direkt daneben steht – um im BILD zu bleiben – jedoch ein 500-Kilo-Troll mit seiner Keule und interessiert sich nicht im Geringsten für Interpretationen, Indizien, Beweise, Realitäten oder gar Fakten. Nein, Julian Reichelt, der Chef aller Chefredakteure von BILD, also der Sauron der deutschen Medienlandschaft, muss sich nicht mehr um die profanen Fragen kümmern, die die Sterblichen belasten. Er muss sich nicht um Fakten kümmern, er schafft sie!

Schlächter im Nadelstreifen: Warum Bild-Chef Julian Reichelt vor ein Kriegsgericht gehört

Nehmen wir besagten Giftgasvorfall von Idlib. Während seriöse Experten die Schuldfrage immer noch vollkommen offen sehen, „wusste“ die BILD bereits Minuten nach dem Vorfall, wer schuld ist. Na klar – dafür kommt nur der „Schlächter von Damaskus“, also Präsident Assad, in Frage. Denn die Dschabhat Fatah asch-Scham (ehemals al-Nusra-Front), die als Tatverdächtiger ebenfalls in Frage kommt, ist als dschihadistisch-salafistische Terrororganisation ja per se vollkommen unverdächtig, wenn es um Gewalt gegen die Zivilbevölkerung geht.

Woher Reichelt weiß, dass nur Assad als Täter in Frage kommt, ist offen. Dass ihn seine junge Untergebene, die ihn für Bild.de mit dem in diesen Kreisen obligatorischen Augenaufschlag „interviewt“, dies nicht fragt, ist verständlich. Aber von einem Frank Plasberg sollte man ja eigentlich schon mehr erwarten. Denn auch bei „Hart aber Fair“ kam der BILD-Troll mit seinen postfaktischen Parallelrealitäten ungeschoren durch – und durfte sich nebenbei noch wie ein verhaltensauffälliger Schnösel danebenbenehmen, ohne zur Ordnung gerufen zu werden.

Schlächter im Nadelstreifen: Warum Bild-Chef Julian Reichelt vor ein Kriegsgericht gehört

Aber um was geht es Reichelt? Um die Wahrheit geht es ihm natürlich nicht. Und um journalistische Arbeit auch nicht. Dafür interessiert sich Julian Reichelt offenbar noch nicht einmal. Mit Journalismus hat sein Schaffen nämlich nicht einmal im Ansatz zu tun. Reichelt ist Agitator und Propagandist. Die wohl beste Charakterisierung seiner selbst lieferte er während der Plasberg-Sendung selbst ab:

„Im freundlichsten Fall kann man das Verschwörungstheorie nennen. Das würde voraussetzen, dass sie selber an den Schwachsinn glauben. Wenn sie selbst nicht daran glauben und das bewusst und willentlich verbreiten, nennt man das Propaganda.“

Kurz zuvor hatte ihn der ehemalige NATO-Stabsoffizier Ulrich Scholz, der gestern im Zentrum des reicheltschen Bannstrahls stand, durch kritische Gegenpositionen kräftig aus dem Konzept gebracht. Reichelt wäre jedoch nicht Reichelt, wenn er Gegenpositionen gelten lassen würde. Nein, bereits die kleinste Kritik an seinen eigenen „Wahrheiten“ treibt dem Chef der Chefs derart Schaum vor den Mund, dass er vollends die Selbstbeherrschung verliert.

Widerspruch ist im Hause BILD offenbar nicht erwünscht. Das ist plausibel, da ansonsten nur schwer erklärbar ist, wie solche Sätze eine wie auch immer geartete journalistische Qualitätskontrolle passieren können. Zitate aus den Artikeln und Interviews von/mit Julian Reichelt auf bild.de:

„Zur Beweislage:
Die Beweislage ist anders als im Irak 2003 überwältigend, da Diktator Assad die Waffen nun zum wiederholten Male vor den Augen der Weltöffentlichkeit eingesetzt hat.

Zur Rolle der USA:
Amerika kehrt zu der Rolle zurück, die wir als freie westliche Welt von ihm gewöhnt ist – und nicht, wie es in den letzten sieben bis acht Jahren auf fatale Art und Weise gelebt worden ist.

Zum Völkerrecht:
Alles, was wir in Syrien erlebt haben, war ein Bruch des Völkerrechts. Die UN hat in den letzten sechs Jahren bewiesen, dass sie eine komplett dysfunktionale Organisation handelt.“

Reichelts Ziel ist nicht die Information, sondern die Indoktrination der Leser. Er will, dass Deutschland an der Seite der USA wieder weltweit Kriege führt und er will, dass auch die Deutschen das wollen. Doch seine Mitbürger tun ihm den Gefallen nicht. Für „Hart aber Fair“ ließ der WDR extra eine Umfrage in Auftrag geben, die zum Ergebnis hatte, dass 75% der Befragten eine militärische Beteiligung Deutschlands gegen das syrische Regime ablehnen. Reichelts Reaktion auf diese Zahlen zieht selbst den hartgesottensten Zynikern die Schuhe aus:

„Nun wissen wir aber aus der Geschichte, dass der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, der Einsatz von Gas, nicht unbedingt ein Feld ist, in dem man auf die Mehrheit hören sollte, wenn es darum geht, das Richtige zu tun. Und gerade Deutschland ist dafür in gewisser Weise ein dramatisches Beispiel. Der Konsens den wir haben, diese Waffe nicht mehr zuzulassen, ist ja durchaus etwas, das aus der deutschen Geschichte hervorgegangen ist. Und das ist etwas, das die Deutschen oft vergessen. Sie vergessen auch, dass Sarin als Alternative zu Zyklon B von deutschen Wissenschaftlern entwickelt worden ist. Wir haben als Deutsche also eine enorme historische Verantwortung.“

Schlächter im Nadelstreifen: Warum Bild-Chef Julian Reichelt vor ein Kriegsgericht gehört

Reichelt besitzt also die Chuzpe, Auschwitz dafür zu instrumentalisieren, um die Bevölkerung dahin zu bewegen, wieder einmal deutsche Soldaten weltweit völkerrechtswidrig morden zu lassen. Was Reichelt konkret in Syrien will, bleibt dabei vollkommen offen. Will er an der Seite von Erdogan in Aleppo einmarschieren? Wohl kaum, denn trotz charakterlicher Parallelen mag die BILD den „Irren vom Bosporus“ ja auch nicht. Dann lieber zusammen mit den Saudis oder den Kataris? Dann säße Reichelt zwar in deutschen Panzern, aber es ist unwahrscheinlich, dass der Herr der Tittenbilder sich mit den Freunden der Ganzkörperverschleierung wirklich versteht. Alternativ würde es sich natürlich anbieten, Reichelt schlösse sich der „gemäßigten Opposition“ an. Mit Gotteskriegern hat BILD ja durchaus Gemeinsamkeiten. Aber diesen Gefallen tut uns Reichelt nicht. Und als waschechter BILD-Chef(Troll) vom Dienst muss er ja auch keine konstruktiven Antworten geben. Im Gegenteil. Es komme nur niemand auf die Idee, diesen Typen jemals als Journalisten zu bezeichnen. Denn das ist Julian Reichelt mit Sicherheit nicht.

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