Gesundheit

Pharma-Mafia für Bienensterben verantwortlich: Bayer AG stellt »Verhütungsmittel« für Bienen her

Pharma-Mafia für Bienensterben verantwortlich: Bayer AG stellt »Verhütungsmittel« für Bienen her

Viele werden sich gefragt haben, was ich eigentlich meinte, als ich sagte, der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer AG, der gerade Monsanto übernommen hat, produziere Verhütungsmittel für Bienen. Genau dies wurde jüngst durch eine vor Kurzem veröffentlichte, von Fachkollegen geprüfte Untersuchung bestätigt. »Verhütungsmittel« für Bienen schaden der Welt, und darin unterscheiden sie sich nicht von einem anderen Produkt, das in den Forschungs- und Entwicklungslaboren der Bayer AG entwickelt wurde – dem Heroin.

von F. William Engdahl

Bayer produziert eine Gruppe von Insektenvernichtungsmitteln, die unter der Bezeichnung »Neonicotinoide« bekannt sind. Ihr massiver weltweiter Einsatz bedroht die Bestäubung durch Bienen und die gesamte Nahrungskette.

Eine vor Kurzem in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society (Biology) veröffentlichte Studie belegt eine dramatische Verringerung der Spermienzahl bei Bienen, die den beiden von Bayer produzierten und weltweit am häufigsten eingesetzten Pestiziden – Thiamethoxam und Clothianidin – ausgesetzt waren.

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Die Wissenschaftler stellten fest, dass diese beiden Neonicotinoide »das Reproduktionsvermögen männlicher Honigbienen (Drohnen) der Gattung Apis mellifera «. Die Drohnen stammten aus Bienenvölkern, die den Neonicotinoiden ausgesetzt waren, oder Kontrollgruppen. Sie wurden in Laborkäfigen gehalten, bis sie ihre Geschlechtsreife erreicht hatten. Die gewonnenen Daten zeigen deutlich eine verringerte Lebenszeit der Drohnen sowie eine um 39 Prozent verringerte Überlebensfähigkeit der Spermien (gemessen an dem Verhältnis zwischen der Zahl lebender und toter Spermien).

Und weiter heißt es: »Unsere Ergebnisse zeigen erstmalig, dass Insektizide auf der Basis von Neonicotinoiden das Reproduktionsvermögen der männlichen Insekten negativ beeinflussen und eine mögliche mechanistische Erklärung für den Ausfall gehaltener Bienenköniginnen und den Rückgang freilebender Bestäuberinsekten liefern… Da die Bienenkönigin als einzige Eier legt und damit einen wichtigen Faktor des Zusammenhalts im Bienenbau darstellt, ist sie für die Funktionsfähigkeit des Bienenvolkes ungemein wichtig. Aus Nordamerika und Europa wird seit einiger Zeit gehäuft über Ausfälle von Bienenköniginnen berichtet; aber bisher hatte sich noch keine Untersuchung mit der Bedeutung der Neonicotinoide für die Gesundheit der männlichen Tiere auseinandergesetzt, um dieses Phänomen zu erklären.«

In ihrem Resümee schreiben die Forscher: »Zum ersten Mal konnten wir aufzeigen, dass der häufige Einsatz von Insektiziden auf der Grundlage von Neonicotinoiden in agrarischen Ökosystemen erhebliche tödliche (verringerte Lebensdauer) und beinahe tödliche (verringerte Lebensfähigkeit der Spermien und Verringerung der Spermienzahl) Auswirkungen auf nützliche männliche Nichtzielinsekten hervorbringt; dies könnte maßgeblichen Einfluss auf die Populationsgröße haben… Zwar wurden in letzter Zeit Verbesserungen der aufsichtsrechtlichen Anforderungen für die Bewertung der Umweltauswirkungen von Insektiziden eingeführt, aber bisher betrifft keine direkt das Reproduktionsvermögen nützlicher Insekten.«

Europäische Union will Verbot überprüfen

2012 kam es zu einem massiven Bienensterben in der gesamten Europäischen Union, und viele Hinweise legten nahe, dass eine neue Gruppe chemischer Pestizide – die schon erwähnten Neonicotinoide –, die vor allem von der Bayer AG vermarktet wurden, dafür verantwortlich war. Die Europäische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit (EFSA), ein EU-Beratergremium, bezeichnet die Lage damals als ein »inakzeptables Risiko«. Schließlich verbot die EU-Kommission die drei wichtigsten und am häufigsten eingesetzten Neonicotinoide – Thiamethoxam, Clothianidin und Imidacloprid – zunächst für einen Zeitraum von drei Jahren. Die Auswirkungen der beiden ersten aufgeführten Neonicotinoide wurden nun in der oben erwähnten Studie untersucht.

In der Zwischenzeit kam eine neue EU-Kommission ans Ruder, die nun eine Neubewertung des Verbotes einleitete. Die für die EFSA tätigen Wissenschaftler haben gegenwärtig mit einer Überprüfung ihrer 2012 getroffenen Einschätzung der Gefahren des Einsatzes von Neonicotinoiden für Bienenvölker begonnen. Im Januar 2017 soll der Abschlussbericht vorliegen. Bayer und andere Pestizidhersteller, darunter auch der Konzern Syngenta, betreiben jetzt massive Lobbyarbeit für eine Aufhebung des Verbots.

Die Neonicotinoide der Bayer AG werden in den landwirtschaftlichen Regionen Nordamerikas in großem Umfang eingesetzt. Trotz der zunehmenden Hinweise darauf, dass diese häufig eingesetzten Pestizide für das Bienensterben verantwortlich sind, hat die amerikanische Regierung bisher noch kein entsprechendes Verbot erlassen. Erst im Januar dieses Jahres veröffentlichte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA die Ergebnisse der ersten Feldversuche, nachdem schon zehn Jahre zuvor mit der massenhaften Anwendung der Neonicotinoide begonnen worden war. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass Imidacloprid, eines der drei in der EU verbotenen Neonicotinoide, zum Tod ganzer Bienenvölker führen kann. Dennoch hat die amerikanische Regierung immer noch keine Schutzmaßnahmen ergriffen.

Die Bedrohung der gesamten Nahrungskette

Die meisten von uns Großstädtern glauben irgendwie, Lebensmittel wachsen in den Regalen unserer örtlichen Supermärkte. Sie sind sich der Dimensionen des Problems, um das es hier geht, kaum bewusst. In einem anderen Artikel schrieb ich nach Bekanntwerden des alarmierenden weltweiten Bienensterbens:

„2003 hatte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA die Warnungen ihrer eigenen Wissenschaftler in den Wind geschlagen und das Neonicotinoid Clothianidin, auf das der deutsche Chemiekonzern Bayer zusammen mit dem japanischen Unternehmen Takeda ein Patent besitzt, zugelassen. Das Insektizid wurde unter dem Markennamen ›Poncho‹ vermarktet und in den USA innerhalb kurzer Zeit 2004 auf über 35 Millionen Hektar Anbauflächen für Getreide eingesetzt. Seit dieser Zeit starben Berichten zufolge mehr als eine Million Bienenvölker in den vom Getreideanbau geprägten Landschaften des Mittleren Westens der USA.“

Damals verwies ich auch darauf, dass Bienen und Vögel einen kaum zu überschätzenden, wesentlichen Beitrag zu unser aller Überleben leisten. Eine Untersuchung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums schätzt, dass »… möglicherweise bis zu einem Drittel unserer gesamten Lebensmittel direkt oder indirekt von der Bestäubung durch Insekten abhängig sind«. Die weltweit verbreitete Westliche oder Europäische Honigbiene (Apis mellifera) ist der wichtigste Bestäuber landwirtschaftlicher Feldfrüchte. Sie bestäubt 70 Prozent der Feldfrüchte, die wiederum insgesamt 90 Prozent der Nahrungsmittel weltweit liefern. Die Bienen bestäuben die meisten Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Orangen, Erdbeeren, Zwiebeln und Möhren.

Die Bayer AG gehört zu den größten Herstellern von Neonicotinoiden. Aus Sicht des Unternehmens ist die Übernahme des Biotech-Konzerns Monsanto, der selbst so hochgiftige Unkrautvernichter auf der Grundlage von Glyphosat (wie die bekannte Marke Roundup) produziert, daher durchaus sinnvoll. Neonicotinoide gehören zu einer Gruppe von Pestiziden oder Insektiziden, die in chemischer Hinsicht dem Nikotin sehr ähnlich sind. Sie wirken vor allem auf das Zentralnervensystem der Insekten, schädigen aber auch Bienen und kleinere Singvögel. Neue Untersuchungen legen sogar nahe, dass diese Substanzen auch die Entwicklung des menschlichen Gehirns bei Neugeborenen beeinträchtigen können.

Die politischen Beamten der EPA genehmigten die Zulassung von Poncho, obwohl Clothianidin nach offizieller Einschätzung der EPA-Wissenschaftler »bei Kontakten und oraler Aufnahme auf Bienen hochgiftig wirkt« und »sich stark über den Boden und das Grundwasser ausbreitet – es kann sehr leicht in fließende Gewässer, Teiche oder auch andere Felder einsickern, wo es dann von Wildblumen aufgenommen würde«. Dort könnte es dann weiter Bienen und andere Nichtziel-Insekten wie Schmetterlinge und Hummeln töten. Diese Warnungen stammten aus einem EPA-Memorandum vom 28. September 2005, das an die Öffentlichkeit durchgesickert war und die Ergebnisse der Umwelt-Risikofolgenabschätzung für Clothianidin der EPA-Abteilung Umweltverbleib und Umweltauswirkungen zusammenfasste. Dort hieß es weiter: » wirkt noch Tage nach dem Sprühauftrag auf Bienen giftig. Bei Honigbienen treten als mögliche Folgen der Belastung mit dieser giftigen Substanz möglicherweise letale und/oder subletale Wirkungen auf die Larven und eine Einschränkung des Reproduktionsvermögens der Bienenkönigin auf.«

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Trotz aller dieser Hinweise weigert sich das amerikanische Landwirtschaftsministerium, ein Verbot von Neonicotinoiden auszusprechen. In den USA werden 94 Prozent aller Maispflanzen mit Pestiziden behandelt, die Imidacloprid oder Clothianidin enthalten. Dabei sind die USA der weltweit größte Maisexporteur. Nach jüngsten Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums handelt es sich bei 94 Prozent der Maispflanzen um gentechnisch veränderte Organismen (GMO). Und beim größten Teil davon handelt es sich um GMO-Mais von Monsanto, der dann mit dem oben erwähnten Unkrautvernichter Roundup behandelt werden muss. Die in den USA verwendeten Neonicotinoide werden entweder von Bayer oder dem schweizerischen Agro-Chemiekonzern Syngenta hergestellt. Syngenta wurde vor Kurzem vom chinesischen Chemiekonzern Chinachem übernommen.

Bayer verbreitet unter den Bienen mit seinen Neonicotinoiden Tod und Verderben und übernimmt nun noch den Konzern Monsanto, dessen Produkte menschliche Embryonen und vielleicht noch manches andere schädigen können? Man gewinnt den Eindruck, hier sind Interessen am Werk, die es darauf anlegen, das Leben auf unserem schönen Planeten drastisch zu dezimieren. Kann man sich eine noch radikalere Form von Eugenik, jener von den Nazis ersonnenen Ideologie einer »Reinigung der menschlichen Rasse«, vorstellen?

Wird uns nicht immer wieder vorgebetet, die heutige Bayer AG gehöre zu den »Guten« und stelle doch nur die harmlosen Aspirin-Tabletten her? Auf welche Weise war die Bayer AG, damals als Teil des IG-Farben-Chemiekomplexes, in die Verbrechen des Dritten Reiches verstrickt? Warum und auf welche Weise unterstützten Unternehmen der Rockefellers den IG-Farben-Konzern während der Zeit des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges? Es wäre von großer Bedeutung, sich angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen im Zusammenhang mit den Neonicotinoiden der Bayer AG einmal der Beantwortung dieser Fragen zu widmen. Denn ein altes Sprichwort besagt: »Auch wenn man paranoid ist, heißt das nicht, dass sie es nicht darauf anlegen, einen umzubringen.«

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