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Hilfe! Der neue Mieter ist ein „Geflüchteter“ – Sensibilitätstraining für Vermieter

Hilfe! Der neue Mieter ist ein „Geflüchteter“ – Sensibilitätstraining für Vermieter

Na, wie ist er denn so, der neue Mieter, der „Flüchtling“? Man soll ja nicht alle über einen Kamm scheren, und sie sind ja auch nicht alle so, und bei den Deutschen kommt das ja auch vor, aber …für einen geographischen Streifen von über 7.000 km Länge in Ost-West-Richtung von Islamabad bis Casablanca (nach Süden hin offen) lässt sich dann doch so viel verallgemeinernd sagen: Mit Betriebskostennachzahlungen (besser Nachforderungen seitens des Vermieters) von mehreren tausend Euro darf gerechnet werden, mit Wasserschäden, verschimmelnder Wohnung, Überbelegung, Lärm und Gewalt.

„Verständnis haben“ ist die Direktive

Diese Informationen stellt freundlicherweise der SPIEGEL zur Verfügung. Das Magazin hat einen Experten gefunden, der diese Erkenntnisse professionell auf Seminaren unter die Leute, die Vermieter bringt. „Verständnis“ will er damit erreichen und er gibt folgendes zu verstehen:

„Hohe Betriebskostennachzahlungen“: Fließendes warmes Wasser in unbegrenzter Menge sei im Orient ein Sinnbild für den totalen Luxus. Die deutsche Mietwohnung, so wirkt es nach Neuhöfers Schilderung, ist quasi das Vorzimmer zum Paradies – freiwillige Beschränkung aussichtslos – zumindest wenn die Abrechnung erst ein Jahr später kommt. „Verhaltenspsychologisch ist so eine Selbstdisziplinierung irre schwierig“, erklärt Neuhöfer. Die häufige Überbelegung von Wohnungen sprenge dann jede Betriebskostenvorausberechnung. Im deutschen Herbst, Winter und Frühling und zuweilen auch im Sommer frieren viele Zuwanderer und drehen die Heizung auf. Die häufige Folge: Nachzahlungen über Tausende Euro.

„Wasserschäden“: „In Rostock“, erzählt Neuhöfer, „gab es einen Wasserschaden von 80.000 Euro – vier Etagen durchgenässt.“ Warum? „Im Orient werden die Böden mit Wasser gewischt, und alles fließt in den zentralen Abfluss im Badezimmer“, erklärt der Referent. Dass deutsche Häuser anders gebaut sind, könnten sich manche Neumieter gar nicht vorstellen.

„Schimmel“: Schon deutschen Mietern ist korrektes Lüftungsverhalten kaum beizubringen. Sind die Fenster immer dicht, schimmelt es im Haus. Das Problem: Schimmel kennen Menschen aus sehr trockenen Ländern schlicht nicht, dort verschrumpelt die Gurke bevor sie schimmeln kann, erklärt Neuhöfer. „Wenn Sie Ihren Mieter sagen, dass sie regelmäßig lüften sollen, dann müssen Sie ihnen sehr genau erklären, warum – der Zusammenhang ist in ihrer Heimat unbekannt.“

„Laute Gruppen junger Männer in Grünanlagen“: Neuhöfer erklärt die Gruppenbildung mit dem Aufbau eines orientalischen Hauses: Ein Viereck mit einem Hof in der Mitte. Das Geviert lasse sich gut aufteilen – damit Männer und Frauen sich nicht begegnen müssen. Wenn das nicht geht – wie in deutschen Wohnungen -, gehöre das Haus tagsüber den Frauen. Alle männlichen Bewohner, vom Jugendlichen bis zum Greis, würden dann rausgeschickt. Weil sie keine Arbeitserlaubnis hätten, hielten sie sich oft in Gruppen in den Grünanlagen auf -nicht unbedingt mucksmäuschenstill, sagt Neuhöfer nüchtern: „Gruppen unbeschäftigter junger Männer sind immer und überall problematisch.“

Und die Gewalt? Nun ja, nachdem der SPIEGEL sich durch Anführungsstriche von der angeblichen „Unberechenbarkeit“ und „unterschwelligen Aggressivität“ der „Flüchtlinge“ distanziert, lässt er seinen Experten erneut zu Wort kommen, der dann doch genau diese bestätigt, bzw. „erklärt“ um „Verständnis zu wecken“:

„Der Staat in den Heimatländern der Flüchtlinge sei in der Regel korrupt. „Sie als Wohnungsunternehmen werden als Teil der Obrigkeit hier gesehen.“ Zwischen Casablanca und Islamabad hätten die Menschen nur drei Möglichkeiten, zu bekommen, was sie brauchen: Erstens mit Geld. Wenn sie das nicht haben, durch Beziehungen und wenn das nicht geht, klagen vor allem Frauen ihr Leid, um Mitleid zu erregen.

Wenn Sie erzählen, dass bei Ihnen kein Mietinteressent willkürlich bevorzugt oder benachteiligt wird, dann glauben die, Sie lügen.“ sei oft einfach wütend: „Er hat hier kein Geld, er hat keine Beziehungen, also auch keine Macht, und selbst Wehklagen hilft ihm nicht.“ Kurz: Er fühlt sich hier überhaupt nicht mehr als Mann. Zustimmendes Nicken im Raum, so weit weg ist der Orient vielleicht doch nicht.“

Manfred Neuhöfer hat im vergangenen Jahr über ein Dutzend seiner Seminare gehalten, die laut Spiegel „eine Mischung aus Informationsveranstaltung und Coaching für Mitarbeiter von Immobilienfirmen, kommunalen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften“ sind.

Wie schon erwähnt will er „Verständnis wecken“. Mögliche Konsequenzen oder Lösungsangebote Neuhofers finden sich im SPIEGEL-Artikel nicht. Vermutlich, weil sie, politisch korrekt, nicht existieren. Wer braucht auch Lösungen, Deutschland hat Schuld abzudienen und sich in Toleranz und absoluter Offenheit zu ergehen. Und das bitte sehr ohne Widerworte. Dafür folgender Hinweis unter dem Artikel, mit dem der SPIEGEL seinerseits um „Verständnis bittet“:

„Liebe Leserinnen und Leser, im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf SPIEGEL ONLINE finden Sie unter diesem Text kein Forum. Leider erreichen uns zum Thema Flüchtlinge so viele unangemessene, beleidigende oder justiziable Forumsbeiträge, dass eine gewissenhafte Moderation nach den Regeln unserer Netiquette kaum mehr möglich ist. Deshalb gibt es nur unter ausgewählten Artikeln zu diesem Thema ein Forum. Wir bitten um Verständnis.“

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