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TV-Duell mit Schulz: ZDF-Chefredakteur wirft Merkel „Einflussnahme“ und „Erpressung“ vor

TV-Duell mit Schulz: ZDF-Chefredakteur wirft Merkel „Einflussnahme“ und „Erpressung“ vor
Kanzlerin Angela Merkel, Moderator Peter Kloeppel und Kanzlerkandidat Martin Schulz

Dass die Mächtigen in Berlin nach Belieben Einfluss auf die Berichterstattung deutscher Medien nehmen, wissen wir spätestens seit den Enthüllungen von Udo Ulfkotte in “Gekaufte Journalisten”. Einen letzten Beweis dafür lieferte Angela Merkel nun selbst. Die schwerkriminelle Kanzlerin und ihre engsten Berater haben im Vorfeld der Bundeswahl massiven Druck auf den staatlichen Sender ZDF ausgeübt. Die Bedingungen zum TV-Duell mit Herausforderer Martin Schulz sollen sogar komplett vom Kanzleramt diktiert worden sein. Diesen Vorwurf erhebt nicht irgendwer, sondern der ehemalige Chefredakteur des ZDF. Er spricht von „Erpressung“ und einer journalistischen „Missgeburt“.

Am 3. September wird das einzige TV-Duell von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Martin Schulz (SPD) stattfinden. Ab 20.15 Uhr wird es live übertragen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Nun erhob der Ex-Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender, schwere Vorwürfe gegen Angela Merkel: Sie habe durch massiven Druck ihrer Vertrauten die Rahmenbedingungen der Sendung so diktiert, dass daraus ein reines Kanzlerformat wurde. Die Sender hatten zuvor einige Wünsche zum Ablauf des Duells geäußert, denen Merkel nicht zugestimmt hatte. Erst als die Sender die Konditionen erfüllten, kam die Zusage.

„Erpressung durch das Kanzleramt“

„Die Einigung ist unter Erpressung durch das Kanzleramt zustande gekommen“, sagt Brender in der aktuellen Ausgabe des „Spiegel“. „Solche Vereinbarungen nennt man sittenwidrig.“ Für ihn ist die Absicht dahinter sei klar: „Das Kanzleramt verlangt ein Korsett für die Kanzlerin, in dem sie sich nicht bewegen muss. Und zugleich eines für Schulz, in dem er sich nicht bewegen darf“, so Brender. Als Fernsehformat sei das „eine Missgeburt.“ Merkel mache einen Wahlkampf „im Schlafmodus“ warf Brender ihr weiter vor. Ein Fernsehduell, „das Funken schlägt, würde dabei nur stören“.

Wie der Spiegel weiter schreibt, wird das TV-Duell als neuralgischer Punkt gesehen: SPD-Kandidat Martin Schulz hofft, in der TV-Debatte noch etwas herumreißen zu können, heißt es aus dessen Umfeld. Die Kanzlerin sieht die Begegnung mit ihrem Herausforderer eher als Risiko. Bisher vermied sie es in Interviews, Schulz zu erwähnen, ganz so, als gäbe es überhaupt keinen Herausforderer. Bei der Live-Begegnung wird diese Strategie nicht mehr möglich sein.

Welche Ideen hatten die Sender?

Wie die „Welt“ berichtet, hatten die Sender zunächst zwei Begegnungen mit Kontrahent Schulz vorgeschlagen, was Merkel ablehnte. Es hätte ein Öffentlich-rechtliches und ein Privatsender-Duell geben können.

Dann schlugen die Fernsehmacher jeweils 45 Minuten Sendezeit pro Moderatoren-Paar vor – weil sie auf „mehr Raum für Spontaneität und Vertiefung“ hofften. Auch wollten sie mit dem geänderten Aufbau eine übersichtlichere Gestaltung und mehr Raum für Merkel und Schulz. Doch auch mit dieser Dramaturgie waren die Vertreter der Kanzlerin nicht einverstanden. Die Teilnahme wurde abgelehnt.

Es wird nun beim bekannten Modell bleiben: Die Moderatoren werden den Kandidaten abwechselnd kurze Fragen stellen. Auch Publikum im Studio in Berlin-Adlershof wird es nicht geben. Insgesamt werden vier Moderatoren die Sendung leiten: Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL), Sandra Maischberger (ARD) und Claus Strunz (ProSieben/Sat.1).

Steinbrück: „Machtpolitisch kann ich das nachvollziehen“

Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sagte dazu laut „Spiegel“: „Machtpolitisch kann ich das nachvollziehen, demokratietheoretisch ist das verheerend“. Merkel entziehe sich „einem direkten Vergleich. Dabei lebt der Wahlkampf vom Wettbewerb der Positionen und Personen.“

Die Modalitäten des TV-Duells waren schon seit Ostern verhandelt worden. Merkels Vertraute Eva Christiansen und Regierungssprecher Steffen Seibert hatten klargemacht, dass sie sich auf die Vorschläge der Sender nicht einlassen werden.

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