Hintergründe

Migration damals und heute: Preußen war ein Einwanderungsland – aber eines mit Verstand

Migration damals und heute: Preußen war ein Einwanderungsland – aber eines mit Verstand
Friedrich II. inspiziert auf einer seiner Inspektionsreisen den Kartoffelanbau ("Der König überall", Gemälde von Robert Warthmüller)

Preußen war offen für Einwanderung und profitierte davon! Das stimmt, wird jedoch heute von Institutionen wie beispielsweise der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Universitäten und linksgerichteten Gruppierungen als Totschlagargument benutzt, um die Debatte über Maß und Qualität der Einwanderung im Keim zu ersticken (“Wir hatten schon immer eine Willkommenskultur”). Schließlich habe ja Brandenburg-Preußen so sehr von Einwanderung profitiert, sodass der Zuzug von mehreren Millionen Syrern, Afrikanern und Asiaten nur eine Bereicherung sein kann. Aber die Einwanderungspolitik Preußens, die Integration in die preußische Gesellschaft und die Natur der Zuwanderer damals, unterscheiden sich erheblich im Vergleich zu heutigen Entwicklungen.

Die massive Einwanderungswelle nach Preußen wird aus dem historischen Kontext gerissen, auf den Kopf gedreht, und Fakten werden ignoriert, um die heutige Masseneinwanderung geringqualifizierter Flüchtlinge/Migranten zu rechtfertigen. Aber ein Blick in die Geschichte zeigt eigentlich, dass Preußen niemals solche Einwanderer toleriert hätte, die für Vorfälle wie an Silvester 2015 oder am Berliner Breitscheidplatz verantwortlich sind. Im preußischen Ordnungsstaat gab es Toleranz für alternative Lebensentwürfe, was gut ist. Aber keine Toleranz hatte man für Störenfriede, Unruhestifter und schon gar nicht für solche, die sich gegenüber der Gesellschaft feindlich zeigten.

Brandenburg-Preußen im 17. Jahrhundert

Von 1618-1648 fegten die Heere der Katholiken und Protestanten über Brandenburg hinweg. Die märkische Sankiste die ohnehin dünn besiedelt war, besaß keine starke Armee und konnte sich gegenüber den Marodeuren unterschiedlicher Prägung nicht verteidigen. Die Wehrlosigkeit der Brandenburger sorgte für ein politisches Trauma und eine tiefgreifende Reformation nach Ende des Dreißigjährigen Krieges. Große Teile der Mark waren völlig verwüstet und entvölkert, sodass die Regierung von Friedrich Wilhelm sich dazu genötigt sah, das Land mit Einwanderern wieder aufzufüllen. Die Staatskassen waren fast leer, die Städte und Dörfer zerstört. Niemand, aber auch niemand, der nicht wirklich musste oder durch Vorteile gelockt werden würde, wollte nach Brandenburg einwandern! Also erließ die Regierung neue Edikte, in denen Zuwanderern Vorteile versprochen wurden, damit man diese als Kolonisten werben konnte. Sie sollten in den ersten Jahren von Steuern befreit werden und sofort einer Arbeit nachgehen, die dem Staat nützen sollte.

Man suchte vor allem Handwerker, also Fachkräfte und bekam sie auch, als 1685 die Hugenotten aus Frankreich vertrieben wurden. Die religiöse Intoleranz in Frankreich gegenüber diesen Protestanten sorgte dafür, dass viele sich auch nach Brandenburg-Preußen begaben. Schnell füllten sich Städte wie Potsdam mit den französischsprachigen Hugenotten, die Bildung, Fachwissen und französische Kultur mit nach Preußen brachten. Die Hugenotten waren eine wirtschaftliche Aufwertung Preußens, da sie bereits gut gebildet und kultiviert waren. Zusätzlich begünstigt wurde die Integration der Hugenotten dadurch, dass sie ebenfalls christliche Protestanten waren und nicht mit den einheimischen Brandenburgern aneckten. Zwar bildeten sich schnell französische Kolonien in Brandenburg, die man heute wohl als Parallelgesellschaften bezeichnen würde. Doch diese waren keine rechtsfreien Räume, auf die der preußische Staat keinen Zugriff mehr hatte. Im Gegenteil: Die Hugenotten entwickelten sich zu staatstragenden Bürgern und wichtigen Reformatoren in der preußischen Gesellschaft. Aufgrund ihrer Kenntnisse bekamen sie Positionen in Regierung, Militär und Wissenschaft und beförderten die Modernisierung Preußens zur Großmacht in Europa. Arbeitsam, sittsam und vor allem gebildet – so konnte man sie beschreiben.

Die Akzeptanz des Obrigkeitsstaates sorgte dafür, dass die neuen Einwanderer keine Probleme machten, da diese sich ja nicht staatsfeindlich oder gesellschaftsfeindlich verhielten. Eine Ablehnung der bestehenden Ordnung oder eine Aufmüpfigkeit war bei den Hugenotten nicht vorhanden, stattdessen empfanden sie Dankbarkeit für den Kurfürsten und seine Mark. Integration der Hugenotten entstand also durch ökonomischen Zwang und politische Festigkeit. Der preußische Staat forcierte die Eingliederung der Zuwanderer in die Volkswirtschaft, während er zwar alternative Lebensentwürfe tolerierte, aber Aufmüpfigkeit nicht duldete. Die französischen Hugenotten gibt es heute nicht mehr in Deutschland. Sie sind im deutschen Volk aufgegangen und vollständig assimiliert worden.

Denn die Hugenotten hatten in der Wirtschaft Frankreichs, des seinerzeit fortschrittlichsten Landes Europas, Schlüsselstellungen inne gehabt. Sie waren gut ausgebildet und fanden in der vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten und verödeten Mark vielfältige Betätigungsmöglichkeiten. Ihre Manufakturen wurden bald zu Taktgebern des wirtschaftlichen Fortschritts. – Zitat

In Maßen profitieren

Wie mit allen Dingen kommt es auf die Dosierung an. Zu viel Salz in der Suppe würde die Mahlzeit ruinieren und mit Einwanderung ist es nicht anders. Der Zuzug von knapp zwei Millionen Migranten aus Nahost und Afrika über die letzten zwei Jahre, von denen die Mehrheit letztendlich Geringqualifizierte sind, bringt Deutschland keinen Vorteil, noch wäre der eigentliche akute Fluchtgrund, nämlich Sicherheit etwas, was man nur in Deutschland bekommen würde. Die Anwerbung von Qualifizierten, in der Sprache der Bundesrepublik nennt man sie auch gerne “Fachkräfte”, ist eine Möglichkeit von mehreren um den demographischen Wandel und den Mangel an Arbeitskräften in bestimmten Sektoren der Wirtschaft zu bekämpfen, wenn dies denn die wahre Absicht unserer Regierung wäre. Sichtbar ist jedoch, dass die meisten Flüchtlinge/Migranten unserer Tage nicht mit den Hugenotten oder den preußischen Juden zu vergleichen sind.

Der Anteil der Analphabeten liegt bei Migranten aus Afghanistan bei fast 50 Prozent, während selbst Länder wie Syrien, welche im Nahen Osten als verhältnismäßig fortschrittlich gelten, nur sechs Prozent der hier ankommenden Flüchtlinge eine Hochschulbildung mitgeben konnten. Und selbst unter diesen sechs Prozent müsste man immer noch schauen, inwieweit der syrische Abschluss durch Nachschulungen an einen deutschen Abschluss angeglichen werden müsste. Ein Zahnarzt aus Syrien kann eine Bereicherung sein, wenn man sein Potenzial ausschöpft. Mehrere Hunderttausend geringqualifizierte und kulturfremde Asylsuchende sind allerdings nicht von Vorteil für den Staat, sondern belasten ihn und seine Kassen, Strukturen und die Gesellschaft. Flüchtlingen ist temporärer Schutz und Unterkunft zu gewähren, was auch durch Aufnahmestellen an den europäischen Außengrenzen gewährleistet werden könnte. Aus diesen Aufnahmestellen heraus könnte man einfacher auswählen und schauen, wer nach Europa einwandern darf und eventuell eine ökonomische Bereicherung und gleichzeitig keine gesellschaftliche Belastung ist, und wer speziellen Schutz verdient hat, wie zum Beispiel christliche Flüchtlinge und auch alleinstehende Frauen, die in europäischen Asylheimen besonderer Diskriminierung ausgesetzt sind. Kein geistig gesunder Mensch kann die Masseneinwanderung von Millionen geringqualifizierten und kulturell fremden Menschen als Bereicherung verstehen.

Maßvolle Migrationspolitik hätte dafür gesorgt, dass ein besserer Auswahlprozess im Vorfeld stattgefunden hätte, sodass potenzielle Gefährder gleich an den Toren abgewiesen oder festgesetzt werden, und die gut qualifizierten Migranten, welche sich anpassungswillig und integrationsfreudig zeigen, eine Chance auf legale Einwanderung bekommen. Daher ist es völlig absurd und sogar frech zu behaupten, dass Preußens Regierung eine solche Einwanderungspolitik wie die heutige unterstützt hätte. Die Implizierung wird jedoch gemacht, obwohl sie in der Nachbetrachtung völlig falsch ist.

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