Hintergründe

CIA-Heroin-Rattenlinie: Wie die US-Regierung den weltweiten Drogenhandel organisiert

CIA-Heroin-Rattenlinie: Wie die US-Regierung den weltweiten Drogenhandel organisiert
Ein US-Soldat bewacht ein Opium-Feld in Afghanistan.

Seit 2001 ist der Anbau von Opium in Afghanistan um das 25-Fache explodiert. Wie schon im Vietnamkrieg, wird auch die Drogenproduktion am Hindukusch, durch den amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA organisiert. Russland beschuldigt die US-Regierung inzwischen, mit Drogengeldern den IS in Afghanistan aufzubauen. Denn je länger die USA das Land besetzt halten können, desto mehr Drogengeld fließt in die Budgets für verdeckte US-Geheimdienst-Operationen.

Der Persische Golf birgt ein riesiges Aufgebot höchst bloßstellender Geheimnisse. Eines der größten ist die afghanische Heroin-Rattenlinie – bei der die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als goldener Knotenpunkt einer transnationalen Heroin-Geldwäsche-Operation im Wert von mehreren Billionen US-Dollar fungieren.

In diesem Opiumkrieg des 21. Jahrhunderts füttert der in Afghanistan geerntete Ertrag im Grunde genommen nicht nur den russischen und iranischen Heroinmarkt, sondern auch und besonders den der USA. Bis zu 93% des weltweiten Opiumbestandes stammen aus Afghanistan.

Entgegen der vorherrschenden Wahrnehmung des Westens ist dies keine Operation afghanischer Taliban. Die Schlüsselfragen, welche in atlantischen Kreisen niemals gestellt werden, lauten: Wer kauft die Opiumernten, wer verarbeitet sie zu Heroin weiter, kontrolliert die Exportrouten und verkauft sie anschließend mit gigantischem Profit, verglichen mit den lokal festgesetzten Steuern der Taliban?

Die vorherrschende Meinung suggeriert, dass Washington Afghanistan im Jahr 2001 nach dem 11. September „aus Notwehr“ bombardierte, eine „demokratische“ Regierung einsetzte und das Land nach 16 Jahren faktisch nie wieder verließ, weil es eine Schlüsselrolle im globalen Krieg gegen den Terror einnimmt, sowohl gegen al-Qaida als auch gegen die Taliban.

Washington gab über 100 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau Afghanistans aus sowie angeblich 8,4 Milliarden für „Programme zur Drogenbekämpfung“. Operation Enduring Freedom und die „Befreiung“ des Irak kosteten mehrere Billionen US-Dollar. Und doch floriert die Heroin-Rattenlinie aus dem besetzten Afghanistan. Cui bono?

Möchten Sie eine SIGARRE?

Eine äußerst gründliche Studie über afghanisches Opium stellt den Anstieg der Produktion sowie die Ausbreitung von Produktionsgebieten detailliert dar: Von 2001 bis 2016 stieg der Opiumertrag um das circa 25-Fache, von 185 Tonnen auf 4.800 Tonnen.

Ein weiterer ausführlicher Bericht, den der entzückend abgekürzte SIGAR (Sondergeneralinspektor für den Wiederaufbau in Afghanistan) veröffentlichte, weist sogar – wenn auch sehr diskret – auf eine höchst wichtige Verbindung hin: Operation Enduring Freedom speist Amerikas Heroin-Epidemie.

CIA-Heroin-Rattenlinie: Wie die US-Regierung den weltweiten Drogenhandel organisiert
Foto: ISAF Headquarters Public Affairs Office from Kabul, Afghanistan, Public Domain, Wikimedia Commons

Afghanistan ist mit ausländischen Auftragnehmern verseucht. Die Angaben variieren von Zehntausend hin zu einem Vielfachen davon. Man kann in vernünftiger Weise sowohl das Militärwesen als auch das Ex-Militärwesen als Spieler in der Heroin-Rattenlinie festlegen – in vielen Fällen für persönlichen Profit. Doch der entscheidende Punkt betrifft die Finanzierung von US-Geheimoperationen, die unter gar keinen Umständen vom US-Kongress unter die Lupe genommen werden sollen.

Eine im Golf ansässige Quelle aus den Geheimdiensten, mit viel Erfahrung in der vom Pentagon ausgewiesenen „Instabilitätskurve“ , berichtet von ihrer Interaktion mit einem australischen Geheimdienstler, der in Afghanistan diente:

„Das war ungefähr 2011. Er sagte, er habe den Nachrichtendienst der US-Armee und die CIA über den afghanischen Heroinhandel informiert – darüber, dass US-Militärkonvois aus pakistanischen Häfen benutzt wurden, um das Heroin aus Afghanistan raus zu bringen – als Rücktransport für die Verteilung – sehr viel davon war unverarbeitetes Opium.

Niemand antwortete.

Dann kreiste er hochrangige Leute aus der CIA und dem Armee-Geheimdient während einer Sitzung ein und fragte, warum nichts unternommen würde. Die Antwort war, das Ziel der USA sei es, Herzen und Köpfe der Bevölkerung zu gewinnen. Ihr die Mohnblumen zum Anbau zu überlassen, habe die Herzen gewonnen. Dann wurde er gewarnt: Wenn er das Thema noch einmal anspräche, würde er nach Australien in einem Leichensack zurückkehren.“

Der Gewährsmann bleibt unnachgiebig.

„Diese Profite finanzieren ausgelagerte CIA-Operationen. Die Beschuldigung, die Taliban benutzten den Heroinhandel, um ihren Betrieb zu bestreiten, war eine Erfindung und Irreführung.“

Das führt uns zu einem Schlüsselmotiv hinter Präsident Trumps Wende weg von seinen Instinkten und hin zu einer Truppenaufstockung in Afghanistan. Mein Informant dazu:

„So wie Großbritannien während der Opiumkriege im 19. Jahrhundert, als mit Opium für Tee und Seide aus Indien bezahlt wurde und die Steuern auf diese Importe den Aufbau der mächtigen britischen Marine finanzierten, die die Meere beherrschte, so hat die CIA sich anhand des Billionengeschäfts mit den Heroinhandel zu einem höchst mächtigen Akteur aufgebaut. Trump kann das unmöglich überwinden, da er keine Verbündeten hat. Das Militär arbeitet mit der CIA zusammen. Daher sind die Bevollmächtigten in Trumps Zirkel machtlos.“

Nichts davon weicht vom Modus Operandi der CIA ab. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es im Überfluss. Das berüchtigtste stammt aus dem Goldenen Dreieck während des Vietnamkriegs, als die CIA den Hmong-Stammesangehörigen aus Laos die Essen-für-Opium-Maßnahme aufbürdeten – inklusive einer Heroin-Raffinerie im CIA-Quartier in Nord-Laos und der Dienste der ruchlosen Fluggesellschaft Air America, um das Opium zu exportieren.

Die ganze Geschichte wurde in dem bahnbrechenden Buch “The Politics of Heroin in Southeast Asia” von Prof. Alfred McCoy ans Licht gebracht – was Langley rasend machte . Ein zeitgemäßes Gegenstück wäre das aktuelle Buch des italienischen Journalisten Enrico Piovesana, das den neuen Opiumkrieg in Afghanistan genau schildert.

Die Rückkehr von Air America

Ein Informant aus Pakistans Geheimdienst mit vielfältigen Kontakten zu Paschtunen und lokalen Stammesgebieten taucht in sogar noch brisanteres Terrain: „Unseren besten Informationen zufolge hat die CIA ihre Marionetten aus al-Qaida und dem IS nach Afghanistan geholt, um die zusätzlichen amerikanischen Truppen zu rechtfertigen“, sagt dieser. Das würde bestens dazu passen, dass Trump von seinen Generälen in die Ecke gedrängt worden ist.

CIA-Heroin-Rattenlinie: Wie die US-Regierung den weltweiten Drogenhandel organisiert
By Gunnery Sgt. Bryce Piper, 26th Marine Expeditionary Unit Public Affairs, Public domain, Wikimedia Commons

Dann ist da noch Moskau. Letzte Woche hat das russische Außenministerium vehement verurteilt, dass „ausländische Kämpfer“, die in „unbekannten Helikoptern“ gebracht worden waren, hinter einem Massaker an schiitischen Hazara in einer Provinz in Nordafghanistan steckten. „Es scheint, als weigere sich das NATO-Kommando, das den Himmel über Afghanistan kontrolliert, starrsinnig, diese Vorfälle zu bemerken.“

Ernster kann die Lage nicht werden. Moskau beschuldigt einen Teil der von den USA trainierten afghanischen Streitkräfte, Schulter an Schulter mit der NATO an verdeckten Aktionen beteiligt zu sein, bei denen Dschihadisten unterstützt werden. Russische Geheimdienste haben seit einiger Zeit diskret angedeutet, dass die US-Spionage verdeckt Daesh alias „ISIS Khorasan“ in Afghanistan fördert.

Russische Dienste sind sich des afghanischen Verbands im Neuen Großen Spiel sehr wohl bewusst. Russische Bürger sind ebenso wie Amerikaner nur „Kollateralschäden“ auf der Heroin-Rattenlinie. Moskaus Außenministerium registriert, wie Chemikalien gleich tonnenweise illegal nach Afghanistan kommen, unter anderem aus „Italien, Frankreich und den Niederlanden“ und wie die USA und die NATO absolut nichts unternehmen, um diese Rattenlinie einzudämmen. Nun, Air America gibt es noch immer. Sie wurde nur aus den Dschungeln Südostasiens zum verdorrten Scheideweg in Zentral- und Südasien verlegt.

Retten Sie das Meinungsklima!

Ihnen gefallen unsere Inhalte? Zeigen Sie Ihre Wertschätzung. Mit Ihrer Spende von heute, ermöglichen Sie unsere investigative Arbeit von morgen: Unabhängig, kritisch und ausschließlich dem Leser verpflichtet. Unterstützen Sie jetzt ehrlichen Journalismus mit einem Betrag Ihrer Wahl!

🤝 Jetzt Spenden

Neu: Folge uns auf GETTR!

GETTR – 100% Meinungsfreiheit! zensurfrei · unabhängig · zuverlässig
Teilen via