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Aufgedeckt: Geheime Panzer-Transportzüge rollen über Sachsen nach Osten – Nachrichtensperre

Aufgedeckt: Geheime Panzer-Transportzüge rollen über Sachsen nach Osten – Nachrichtensperre

Ein zufällig geschossenes Foto zeigt einen Militärtransport, der am vergangenem Donnerstag zwischen 9 und 10 Uhr nahe Reichenbach, auf der Strecke in Richtung Leipzig/Dresden, durchs sächsische Vogtland gerollt ist. Darauf zu erkennen ist ein Transport-Zug, der schwere Kampfpanzer ohne Hoheitsabzeichen und damit illegal auf deutschen Boden bewegt. Die Deutsche Bahn AG schweigt. Behörden halten sich bedeckt. Bundeswehr, US-Armee und NATO sind für Auskünfte nicht zu erreichen.

Während sich üblicherweise unter Bahnfans auffällige Zugbewegungen herumsprechen und Hobby-Fotografen an der Strecke lauern, war es diesmal anders. Der Heimatforscher und Autor Gero Fehlhauer wurde auf einem seiner Streifzüge zufällig Zeuge der Einfahrt in Reichenbach und schoss mit seiner Handy-Kamera Fotos. Fehlhauer wunderte sich, dass er keinen Eisenbahnfotografen antraf. “Vielleicht war der Panzerzug diesmal gar nicht bekannt”, sagt er. Das bestätigt der Eisenbahn-Fotograf Volker Jacobi. Er habe vorher nix gehört. Auffällig sei, dass derlei Züge oftmals nicht zu den angegebenen Zeiten fahren.

Aufgedeckt: Geheime Panzer-Transportzüge rollen über Sachsen nach Osten – Nachrichtensperre
Ein Zug transportiert Dutzende schwere Kampfpanzer ohne Hoheitsabzeichen durchs sächsische Vogtland gen Osten. Aber wohin? Bundesregierung, Verteidigungsministerium, Behörden und Verantwortliche der Deutsche Bahn schweigen.

Der Farbgebung nach kann es sich nicht um deutsche Panzer handeln, auch das Bundeswehr-Kreuz fehlt. Es bleibt folglich nur noch die Möglichkeit eines NATO-Transports. Größe, Tarnfarbe und die bewegte Stückzahl lassen den Schluss zu, dass es sich um Kampfpanzer der US-Armee handelt, was wiederum ungeheure politische Sprengkraft birgt. Denn bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Panzer auf dem Zug gänzlich ohne Hoheitszeichen durch Deutschland rollen. Laut NATO-Statut ist das strikt verboten und würde die Bundesregierung in Erklärungsnot bringen. Zumal weder der Verteidigungsfall noch dessen Vorstufe, der Spannungsfall, ausgerufen ist.

Aufgedeckt: Geheime Panzer-Transportzüge rollen über Sachsen nach Osten – Nachrichtensperre
Der vordere Teil des Zugs: Bei den ersten drei Panzern hinter der Lok handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um US-amerikanische „Bradley“-Schützenpanzer, auf denen deutlich erkennbar, die Hoheitszeichen fehlen.

Bundesweit häufen sich die Berichte über Transporte von schweren US-Kriegsgerät Richtung Osten. Ein Großteil dessen lässt die US-Regierung unter dem Deckmantel ihrer NATO-Mitgliedschaft direkt an den europäischen Außengrenzen zu Russland stationieren, beispielsweise im Baltikum. Mancher Lokführer oder Mitarbeiter der Deutschen Bahn und ihrer Tochter DB Schenker sind angesichts der brisanten Lage in Osteuropa beunruhigt. Die Waffentransporte gen Osten, die mit Genehmigung der Bundesregierung und Billigung des Bahn-Vorstands stattfinden, bringt viele von ihnen in Gewissensnöte.

Was also wird da illegal durchs Vogtland bewegt? Die Deutsche Bahn AG gibt dazu keinerlei Auskunft. Holger Auferkamp, DB-Sprecher für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, verweist auf “Kundendaten”, die das bundeseigene Unternehmen nicht preisgebe. Zwei Anfragen bei der Bundeswehr blieben bisher unbeantwortet. Die Pressestelle der US-Armee Garnison Bavaria in Grafenwöhr wollte sich telefonisch nicht äußern. Aus Sachsens Innenministerium hieß es, zuständig sei die Bundespolizei. Ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Klingenthal bestätigte lediglich die militärische Zugbewegung. Nähere Angaben wollte aber auch er nicht machen, verneinte die Zuständigkeit und verwies abermals an die Bahn.

Update 11. Oktober 2017

Das Interesse an den Geschehnissen ist gewaltig, vereinzelt berichten auch andere Medien. Die Nachrichtenlage hingegen ist immer noch mehr als dürftig. Anfragen an Behörden und politisch Verantwortliche werden weiterhin ignoriert oder mit dem Hinweis, dass man nicht gewillt irgendwelche Informationen herauszugeben, abgebügelt.

Trotz der verhängten Nachrichtensperre ist der illegale Militärtransport bereits politisches Thema in Berlin. Verteidigungspolitiker der Fraktion Die Linke im Bundestag haben den Fall aufgegriffen und werden eine entsprechende parlamentarische Anfrage an das CDU-geführte Verteidigungsministerium von Ursula “Flintenuschi” von der Leyen stellen. Im Mittelpunkt des Auskunftsersuchens wird die Frage stehen, ob die Kampfpanzer ohne Hoheitszeichen durchs Land gerollt sind. Wie bereits berichtet, sind Transporte ohne Kennzeichnung strikt verboten. Zudem stehen diese im vollständigen Widerspruch zu den NATO-Vorschriften, wie ein  Sprecher der Linkspartei bestätigt.

Aufgedeckt: Geheime Panzer-Transportzüge rollen über Sachsen nach Osten – NachrichtensperreInzwischen konnte zumindest in Erfahrung gebracht werden, dass die hiesige Bundespolizei, in deren Zuständigkeit die Bahnanlagen fallen, Kenntnis über derartige Transport-Züge haben muss. Das sei auch bei jenem Zug vom 5. Oktober so gewesen, räumt Eckhard Fiedler, Sprecher der Bundespolizei in Klingenthal auf wiederholte Anfrage schließlich ein. Die Information gehe an die Dienststellen “allein zum Zweck der Gefahrenabwehr”. Details dürfe er nicht veröffentlichen, erklärt Fiedler, “weil dadurch Sicherheitsbelange des jeweiligen Bahnbenutzers – sprich dem Staat dem die Panzer gehören – tangiert sind”.

Die Bundeswehr hat sich gestern, vier Tage nach der ersten Anfrage, doch noch gemeldet. Cornelia Riedel vom Landeskommando Sachsen scheint von den Panzer-Transporten, die mitten durch Sachsen und damit durch ihren Zuständigkeitsbereich rollen, keinen blassen Schimmer zu haben oder gibt dies zumindest vor. Sie verspricht aber, dass man bis zum Nachmittag versuche Informationen von den US-Streitkräften zu erhalten. Bis zum Abend ist ihr das offenbar nicht gelungen.

https://www.youtube.com/watch?v=fT-99t4kWG4

Im Internet finden sich weitere Hinweise zum möglichen Weg des Panzer-Transportzuges. Dieser soll auch in Oederan, Mittweida und Leipzig gesehen worden sein, wo er wegen Sturmtief Xavier eine Zwangspause einlegen musste. Neben der nahe liegenden Möglichkeit, dass die Deutsche Bahn die Panzer über Sachsen, weiter gen Osten und somit auf direkten Weg ins Baltikum transportiert hat, könnte der Zug auch nach Norden abgebogen sein. Als mögliches Ziel wird wiederholt Bremerhaven genannt.

In der norddeutschen Stadt lässt die US-Armee für Europa bestimmtes Kriegsgerät umschlagen. Erst im Januar diesen Jahres fand dort die größte Anlandung von Panzern seit Kaltem Krieg statt. Es ist also ebenso denkbar, dass die im sächsischen Reichenbach gesichteten Panzer zunächst auf ein Frachtschiff in Bremerhaven verladen und von dort aus, über Nord- und Ostsee, weiter ins Baltikum transportiert werden.

Unabhängig vom tatsächlichen Bestimmungsort der heißen Fracht, wurden die Panzer illegal über deutsches Gebiet bewegt. Selbst mit entsprechenden Hoheitszeichen wäre dies nur erlaubt, wenn der Verteidigungsfall oder der Spannungsfall ausgerufen wurde. Beides trifft allerdings nicht zu. Die Bundesregierung hat folglich keine Möglichkeit den dubiosen Militärtransport schlüssig zu erklären.

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