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Aufmarsch gegen Russland: USA verlegen noch mehr Truppen und Kriegsgerät nach Europa

Aufmarsch gegen Russland: USA verlegen noch mehr Truppen und Kriegsgerät nach Europa
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Damit Europa „seiner Hauptaufgabe“ nachkommen und gegen den „russischen Aggressor“ auch militärisch erfolgreich vorgehen kann, hat sich die US-Armee dazu entschlossen, noch mehr Truppen und Kriegsgerät zu entsenden. Die massive Aufstockung amerikanischer Kampfeinheiten in Europa ist so dringlich, dass man darüber nicht mal den US-Kongress befragte, teilt US-Generalstabschef Mark Milley mit.

Bereits im Mai diesen Jahres verkündete die NATO im Rahmen der “europäischen Abschreckungsstrategie” die Stationierung einer 4.500 Mann starken multinationalen Kampfgruppe, die transatlantische Verbundenheit vermitteln und gleichzeitig deutlich machen soll, dass ein Angriff auf einen NATO-Verbündeten als Angriff auf das gesamte Bündnis betrachtet wird. Darüber hinaus verkündete US-Generalstabschef Mark Milley in dieser Woche, dass man in den kommenden Monaten und Jahren noch mehr Truppen entsenden müsse, damit das US-Militär seine Hauptaufgabe in Europa erfüllen kann – militärisch gegen die “russische Aggression” vorzugehen.

Massive Truppenverlegung – bevor US-Präsident und Kongress entscheiden

Noch bevor die US-Regierung Entscheidungen im Rahmen der nationalen Verteidigungsstrategie treffen wird, würde ein sofortiger Anstieg der Truppengröße dazu beitragen, das Risiko zu verringern und Verbündete auf der anderen Seite des Atlantiks zu beruhigen, so Milley Ende letzter Woche.

Der Präsident der Vereinigten Staaten sendet jährlich einen Bericht über die nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten an den Kongress, üblicherweise im Frühjahr. Der Großteil der Strategie wird bis in den Herbst fertiggestellt. „Wir, die Armee, glauben, dass zusätzliche Ressource, wahrscheinlich in Kombination mit unseren NATO-Verbündeten notwendig sind, um die Abschreckung weiterer territorialer Angriffe Russlands sicherzustellen“, beworb Milley seine Überzeugung vor einer Gruppe von Verteidigungsreportern am Mittwochmorgen.

Dabei hatten die USA im Jahr 2016 bereits mehr als 62.000 Soldaten in Europa – nach Berechnungen des Pew Research Center. Anfang des Jahres wurde die massive Aufrüstung gegen Russland verstärkt. Etwa 300 US-Marine-Infanteristen kamen zu einer „rotierenden Stationierung“ nach Norwegen, circa 1.000 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Als Gründungsmitglied der NATO hatte das Land zugesagt, ausländische Kampftruppen nur im Falle eines Angriffs auf norwegisches Territorium zu lassen. Durch Rotation und temporäre Übungseinsätze von NATO-Partnerverbänden werden derartige Vereinbarungen geflissentlich umgangen.

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Weitere 1.000 Soldaten schickten die USA nach Polen, um dort die multinationale Kampfgruppe im Rahmen der Verstärkung der NATO-Ostflanke (“Enhanced Forward Presence”, eFP) zu führen. Im Januar rollte ein Konvoi der US-Armee mit 4.000 Soldaten durch Norddeutschland gen Osten, darunter eine ganze Panzerbrigade, um dieNATO-Operation “Atlantic Resolve” an der Ostflanke zu verstärken.

Milley schätzt die Übungen, welche zusammen mit den Streitkräften der NATO-Partner stattfinden, als effektiv ein. Eine Begründung erfolgt nicht, aber noch ist der Russe eben nicht in Europa eingefallen, womöglich genügt das.

Dennoch fordern Armee-Oberste und der US-Kongress weitere US-Truppen in Europa.Der diesjährige Gesetzesentwurf zur Genehmigung der Verteidigung sieht eine Erhöhung der Ausgaben allein für die europäische Abschreckungsinitiative gegen Russland auf 4,6 Milliarden Dollar, der sogenannten European Deterrence Initiative (EDI).

Der Gesetzesentwurf sieht zudem vor, dass der Verteidigungsminister dem Kongress innerhalb von 120 Tagen nach der Unterzeichnung des Gesetzentwurfs einen aktualisierten Militärplan für Europa und innerhalb weiterer zwei Monate danach eine “umfassende Strategie“ wie „Bedrohungen durch die Russische Föderation” entgegnen werden soll.

Die Umsetzung der Strategie erfordert “die Verbesserung der militärischen Fähigkeiten und Kapazitäten der Vereinigten Staaten in Europa, einschließlich einer starken Berücksichtigung von Investitionen in erhöhte permanent stationierte und fortlaufende Rotationsstreitkräfte”, heißt es in dem Gesetzentwurf. Ob mit dem Säbelrasseln der Frieden in Europa erhöht oder aber jegliche diplomatische Bemühungen auf anderen Ebenen untergraben werden, bleibt jedem Beobachter selbst zu beurteilen.

US-Aufmarsch gegen Russland zu Luft, zu Wasser und am Boden

Milley ist weiterhin ein Befürworter von Bodentruppen. „Die Fähigkeiten der Luftwaffe des Seeverkehrs sind sehr wichtig, aber ich würde sagen, dass Bodentruppen eine übergroße Rolle bei der konventionellen Abschreckung und der konventionellen Absicherung von Verbündeten spielen. Weil deine physische Präsenz auf dem Boden Bände spricht“, so Generalstabschef Milley.

Und der Partner vom Atlantic Council hat bereits die Finanzierungsoptionen durchkalkuliert, welche sicherlich von dem Gespenst der russischen Bedrohung, welche derzeit das Pentagon in Atem hält, profitieren. Ein Großteil des Budgets fließt bereits in die Truppen und nach Ansicht von Magnus Nordenman, ein „Experte für transatlantische Sicherheit“ beim Atlantic Council , müsse die Finanzierung der Armeebrigaden weiter fließen. Und darüber hinaus, während das Pentagon seinen neuen Plan für den europäischen Schauplatz entwirft, habe man Gelegenheit, eine Reihe weiterer Ressourcen in Betracht zu ziehen. Er empfiehlt auch Marine und Luftkapazitäten weiter großzügig zu bedenken.

https://www.youtube.com/watch?v=fT-99t4kWG4

Das Mantra, welches die NATO und deren Think-Tank-Freunde wiederholen, Russland könne sich das Baltikum schnappen und Truppenstärken können daher nie groß genug sein, trägt längst handfeste Früchte in den Militärbudgets. Milley setzt neben wachsenden Bodenmanövern, inklusive schwerer Panzerkräfte, welche „der Umwelt“ am ehesten angepasst seien, zur Überbrückung zunächst auf Artillerie, Luftwaffe und zusätzliche Raketenabwehr.

James Staviridis, früher Oberbefehlshaber der NATO und des US-Europacommands, geht noch weiter in seiner Vision der Militärfinanzierung für den Einsatz in Europa. Neben verstärkten schweren Armeeeinheiten, vermehrter maritimer Einsätze im Baltikum sowie im Schwarzen Meer wünscht er sich gemeinsame NATO-Luftpatrouillen über NATO-Grenzen sowie mehr Aufmerksamkeit für die Arktis.

Die Stationierung von NATO-Raketen in Gebieten um Russland hat bereits ein starkes strategisches Ungleichgewicht verursacht. Der russische Präsident hat öffentlich seine daraus resultierende Befürchtungen geäußert, da die vermeintlich defensiven Raketensysteme vor seiner Haustür jederzeit offensiv gerüstet werden können und Russland sich zunehmend gezwungen sieht, mitzuhalten. Die Spirale des Wettrüstens wiederum geht zuungunsten auch der Haushalte in Europa, welche die Militärfinanzierung an anderen Enden abgreifen müssen.

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