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Rechtschreib-Witz: GEZ-finanzierter MDR fällt auf Postillon-Meldung herein

Rechtschreib-Witz: GEZ-finanzierter MDR fällt auf Postillon-Meldung herein

Deutschland leistet sich den teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt. Was bekommen wir dafür? Journalisten, die nicht einmal mehr unsere Rechtschreibung beherrschen. Der MDR fiel auf den Satire-Blog Postillon herein: Über 70 Prozent der Deutschen würden an »seid« und »seit« scheitern, deshalb gibt es jetzt das neue Wort »seidt«. Der MDR verbreitete diesen Witz tatsächlich als ernsthafte Nachricht! Ein Anruf in der Duden-Redaktion hätte genügt, um zu wissen: Das war doch alles nur gelogen.

Verstehen Sie Humor? Machen wir den Test: »›Seid‹ oder ›seit‹? An der richtigen Verwendung dieser beiden unscheinbaren Wörter scheitern mehr als 70 Prozent aller Deutschen. Nun hat das Bildungsministerium eine Reform angekündigt: Ab Beginn des neuen Schuljahres im Herbst ersetzt ein einheitliches ›seidt‹ die beiden Formen. Schon seid Jahren ist die richtige Schreibung in diesem Sonderfall für viele Schüler eine Gradwanderung‹, erklärt etwa der Deutsche Lehrerverband (DL) in einer Stellungnahme. ›Das es nun einen einheitlichen Standart gibt, dürfte diesen beliebten Fehler entgültig eleminieren.«

So stand aus auf dem Satire-Blog Postillon inklusive aller gewollten Rechtschreibfehler. Den MDR-Journalisten fiel kein einziger davon auf. Im Gegenteil: Sie verwechselten den Postillon tatsächlich mit einer ernsthaften Nachrichtenquelle und machten aus der Witz-Meldung einen zweiminütigen Radiobeitrag: »20 Jahre Rechtschreibreform«.

Im Beitrag wurde noch einmal der Ärger über die umstrittene Reform durchgespult. Ein 60-jähriger Hörer polterte über die »Verrohung der Sprache«. Vor allem »der Delfin mit ›f‹ tue ihm immer noch in den Ohren weh«. Und jetzt komme schon wieder die nächste verwirrende Änderung, der nächste Anschlag auf unsere Sprachkultur: dieses vermaledeite neue Wörtchen »seidt«.

Ein Anruf in der Duden-Redaktion war bereits zu viel verlangt

Nein, »seidt« kommt eben nicht, lieber MDR. Danke, dass ihr die Menschen verwirrt. Wenn einem Redakteur der Witz selbst nicht auffällt und er auch noch alle Rechtschreibfehler übersieht: War ein Anruf in der Duden-Redaktion bereits zu viel verlangt? Dort hätte man erfahren können, ob das mit dem neuen »seidt« auch wirklich stimmt. So etwas gehört zum journalistischen Einmaleins.

Beim mit Gebühren überversorgten Rundfunk hielt man das aber nicht für nötig. Das Ergebnis ist einfach nur noch peinlich. Die Ulkmeldung des Postillons schaffte es eins zu eins und ungeprüft in einen öffentlich-rechtlichen Radiobeitrag, zu hören ab Minute 1:52:
»Und dennoch wird auch heute noch, 20 Jahre nach dem Inkrafttreten, immer noch an ihr herumgebastelt. Die beiden Wörtchen ›seid‹ und ›seit‹ sollen ab dem neuen Schuljahr zusammengelegt werden. In ›seidt‹, also hinten mit d und t. Denn an der richtigen Verwendung von seid oder seit scheiterten bisher 70 Prozent der Deutschen.«

Man spricht »deutsh«

Beim MDR wollte man die Suchmaschine Google nicht anwerfen. Auch dann wäre der Schwindel des Postillon schnell aufgeflogen. Der Satire-Blog freute sich natürlich diebisch über seinen gelungenen Streich und schrieb auf Twitter: »Der MDR hat unsere Meldung: Aus ›seid‹ und ›seit‹ wird einheitlich ›seid‹‹ ungeprüft übernommen.«

Schämte sich die Rundfunkanstalt wenigstens für ihren peinlichen Fehler? Immerhin müssen sich die Zuschauer des Senders nun ernsthaft fragen, was sie dort überhaupt noch glauben können. Natürlich schämte sich der MDR nicht. Er schrieb auf Twitter: »›Seidt‹ war nur der erste Schritt. Jetzt gehen wir das ›ß‹ an.«

Ein noch sinnvollerer erster Schritt wäre natürlich eine Nachhilfestunde – weil man beim MDR offenbar nur noch »deutsh« versteht. Die Deutschen waren jedenfalls nicht sehr angetan und machten ihrem Unmut auf Facebook Luft: »Ich bin sehr froh darüber, zu wissen, dass von meinen Rundfunkgebühren nur Qualitätsjournalismus betrieben wird!«

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