Deutschland

Dresden: Linksextremisten bekennen sich zu Bombenanschlägen

Dresden: Linksextremisten bekennen sich zu Bombenanschlägen
Durch die Druckwelle der Explosion wurde die Eingangstür der Fatih Camii Moschee nach innen gedrückt.

Am Montagabend wurden an einer DITIB-Moschee und vor einem Kongresszentrum in Dresden zwei Sprengsätze gezündet. Die Polizei geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. Im Internet kursierte allerdings auch auf einer linksextremistischen Internetplattform ein Bekennerschreiben – gehalten im feinsten »Szene-Jargon.«

Am Tag danach sind die Tür und die grüne Fassade der Fathi-Moschee in Dresden rußgeschwärzt. Abends zuvor hatte der Sohn des Imams gehört wie etwas vor den Eingang geworfen worden war, war zum Fenster geeilt und hatte drei in Tüten verpackte Objekte entdeckt, die kurz darauf in die Luft flogen. Auch vor einem Kongresszentrum kam es zu einer Explosion. Für dort ist zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ein Auftritt von Bundespräsident Joachim Gauck vorgesehen.

Inzwischen hat sich das Operative Abwehrzentrum in die Ermittlungen eingeschaltet. Der Dresdener Polizeipräsident Horst Kretzschmar erklärte, man gehe davon aus, dass »zumindest der Anschlag auf die Moschee einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat«. Was freilich die Frage aufwirft, wie der andere Anschlag, der wohl von denselben Tätern ausgeführt worden sein dürfte, motiviert war. Wollten hier Rechtsextremisten ein Zeichen gegen den ihnen verhassten Gauck setzen?

Inzwischen gelöschtes Post auf der linksextremistischen Internetseite Indymedia
Inzwischen gelöschtes Post auf der linksextremistischen Internetseite Indymedia

Waren die Täter Linksextremisten?

Es ist auch noch eine andere Möglichkeit denkbar: Auf der linksextremistischen Internetplattform »Indymedia« wurde am Dienstag ein Bekennerschreiben veröffentlicht. Der zynische Titel: »Einheitsfeuerwerk vorverlegt – Solidarity without limits – Nationalismus ist keine Alternative«.

In dem Text heißt es, man habe mit den beiden Explosionen das Einheitsfeuerwerk vorverlegen. Der Anschlag auf das Kongresszentrum kurz vor dem Tag der deutschen Einheit sei ein Protest gegen »Standortnationalismus, Partypatriotismus und Nützlichkeitsrassismus« gewesen. Die Explosion vor der Moschee wird damit gerechtfertigt, dass der Islam eine »frauenverachtende,und israelfeindliche faschistische und antisemitische Ideologie« sei.

Eine Aktion von «Antideutschen«?

Der Text ist im Duktus von antideutschen Linksextremisten verfasst. Die »Antideutschen« sind eine nach der Wiedervereinigung entstanden Minderheitsströmung der linksextremistischen Szene. Ihre Anhänger glauben, dass von Deutschland und dessen nationalistischen Bewohnern eine besondere Gefahr für den Frieden ausgeht und wollen das Land daher auflösen.

Gleichzeitig unterstützen sie – im Gegensatz zum antiimperialistischen Mainstream der Szene – Israel als Heimatstätte der Juden und die USA als dessen Schutzmacht. »Antideutsche“ sehen die deutsche Gesellschaft gleichzeitig als von Judenfeindlichkeit durchdrungen an und erheben diesen Vorwurf auch gegen die von linken »Antiimperialisten« vorgebrachte Kapitalismuskritik – was regelmäßig zu Konflikten bis hin zu Schlägereien führt.

Nur ein Ente von »Antiimperialisten«?

Dem Islam, dem die »Antideutschen« faschistische Züge bescheinigen, sehen sie als ebenso große Bedrohung für Juden und Israel wie den Rechtsextremismus. Allerdings erschöpfte sich dessen Ablehnung bisher auf Worte. Angriffe auf Moscheen sind bisher nicht dokumentiert.

Möglich also auch, dass linke »Antiimperialisten« das im bestem Szene-Duktus gehaltene Bekennerschreiben verfasst haben, um ihrem szeneinternen Intimfeind eins auszuwischen. Inzwischen haben die Administratoren von »Indymedia« das Pamphlet jedenfalls gelöscht.

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