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SCHACH! – der Dollar-Hegemonie!

SCHACH! - der Dollar-Hegemonie!
Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping und der saudische Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman bei einem Treffen im Januar 2016 in Riad

Auf ihrem Weg, die Hegemonie des Dollar als Weltreservewährung aufrecht zu erhalten stoßen die USA auf immer mehr Hindernisse. Die letzten Monate haben Schwellenländer nennenswerte Mengen an US-Staatsanleihen verkauft, vor allem Russland und China aber auch Saudi-Arabien. Darüber hinaus haben die Zentralbanken mehrerer Länder enorme Mengen an Gold gekauft, um sich gegen die heftigen Schwankungen des Dollars abzusichern und um ihre Reserven zu diversifizieren. Kurz und knapp: Der weltweite Angriff gegen den Dollar startet erneut mit massiven Verkäufen der US-Staatsschulden und parallel dazu mit kolossalen Einkäufen von Edelmetallen.

Die Vormachtstellung Washingtons über das weltweite Finanzsystem hat im letzten August einen heftigen Schlag erlitten: Russland, China und Saudi-Arabien haben, nach den offiziellen, kürzlich aktualisierten und veröffentlichten Berichten, US-Staatsanleihen im Wert von 37,9 Mrd $ verkauft. Global sind die weltweiten Investitionen in die öffentlichen Schulden der USA auf ihr niederstes Niveau seit Juli 2012 abgestürzt. Ganz offensichtlich wurde damit die Rolle des Dollar als Weltreservewährung erneut in Frage gestellt.

Bereits 2010 hatte Admiral Michael Mullen, ehemaliger Präsident des US-Generalstabs davor gewarnt, dass die Staatsschulden die Hauptbedrohung für die nationale Sicherheit seines Landes darstellen. Meiner Meinung nach ist es nicht so sehr die Höhe der Staatsschulden – jetzt oberhalb von 19 Billionen Dollar (= 19.000 Mrd) – die als Stein im Schuh der US-Wirtschaft wirken, sondern für Washington ist es viel essentieller, täglich einen enormen Zustrom an Ressourcen aus dem Ausland abzusichern, um seine beiden Zwillingsdefizite, Handelsbilanz und Budget, abzudecken. Für das US-Schatzamt ist es eine Fragen um Leben und Tod seine Gläubiger-Titel weltweit verkaufen und so die Ausgaben der USA finanzieren zu können.

Erinnern wir uns, dass nach der Pleite von Lehman Brothers im September 2008 die Volksbank von China (PBOC) vom damaligen Präsidenten der FED Ben Bernanke, innigst gebeten wurde, doch möglichst nicht ihre US-Staatschuldentitel zu verkaufen. In einer ersten Phase entschlossen die Chinesen sich den Dollar zu stützen. Aber in einer zweiten Phase hat die PBOC sich des Kaufs weiterer US-Staatsanleihen enthalten und gleichzeitig begonnen planmäßig ihre Devisenreserven zu diversifizieren.

China hat die letzten Jahre massiv Gold zum Tageskurs gekauft und die russische Zentralbank hat es ihr gleich getan. Im Lauf des zweiten Trimesters 2016 haben die Goldreserven der Bank von China 1.823 t gegenüber 1.762 t im letzten Trimester 2015 erreicht. Die russische Föderation ihrerseits hat ihre Goldreserven um ungefähr 290 t zwischen Dezember 2014 und Juni 2016 erhöht. Sie schließt das zweite Trimester diesen Jahres mit einem Bestand von 1.500 t ab.

Gegenüber den brutalen Wertstößen des Dollar ist es entscheidend Aktiva zu kaufen, die sicherer sind, wie z.B. das Gold. In Zeiten großer finanzieller Schwankungen ist dies eine sichere Zuflucht. Mithin sind der Strategie aus Moskau und Peking, US-Staatsanleihen zu verkaufen und dafür anschließend Gold zu kaufen, viele Länder gefolgt. Nach Einschätzung des IWF haben die Goldreserven der Zentralbanken weltweit bereits ihr höchstes Niveau seit den letzten 15 Jahren, nach Inventur-Gesamt-Bestand von Anfang Oktober mit annähernd 33.000 Tonnen, erreicht.

Die Entwicklung der internationalen Beziehungen spielt ebenfalls eine Rolle bei der Ausarbeitung einer neuen weltweiten Finanzordnung. Infolge von Wirtschaftssanktionen gegen den Kreml ab 2014 hat die Beziehung mit China für die Russen eine große Bedeutung gewonnen. Seitdem haben die beiden Mächte ihre Beziehungen auf allen Ebenen vertieft, Wirtschaft, Finanzen und Militärkooperation. Darüber hinaus hat Präsident Wladimir Putin, um die Versorgung Chinas mit Erdgas für die nächsten 30 Jahre zu garantieren, mit seinem Kollegen Xi Jinping eine mächtige Finanzallianz begründet, die ein für alle Mal versucht die Dominanz der US-Devise zu beenden.

Aktuell werden die Kohlenwasserstoffe, die Moskau an Peking verkauft in Yuan bezahlt, nicht in Dollar. Auf diese Weise wird das “Geld des Volkes” (Renminbi auf chinesisch) über den Handel zwischen Russland und China, progressiv in die Kohlenwasserstoff-Weltmärkte diffundieren. Beides Länder, die meines Erachtens an der Spitze der Konstruktion eines multipolaren Währungssystems stehen.

Die große Neuigkeit ist, dass sich zum Wettrennen um die De-Dollarisierung der Weltwirtschaft Saudi-Arabien hinzu gesellt hat, ein Land, welches über Jahrzehnte ein treuer Aliierter der Aussenpolitik Washingtons geblieben war. Erstaunlicherweise hat sich Riyadh von mehr als 19 Mrd $ US-Staatsanleihen befreit und wurde so mit China einer der Haupt-Verkäufer der US-Schulden. Und um die Lage noch zu verschärfen, hat die Wut des saudischen Königreiches auf das Weiße Haus an Intensität zugenommen.

In der Tat hat der Kongress Ende September das Veto Präsident Obamas gegen ein Gesetz überstimmt, welches es jedem US-Bürger erlaubt, Saudi-Arabien für seine mutmaßliche Verwicklung in die Attentate des 11. Septembers 2001, zu verklagen. Simultan dazu hat die OPEC (Organisation der Erdöl exportierenden Länder) eine historische Übereinkunft mit Russland erzielt um das Förderniveau zu verringern und auf diese Weise eine Erholung der Preise zu begünstigen.

Es ist frappierend festzustellen, dass Peking seinerzeit direkte Verhandlungen mit Saudi-Arabien aufgenommen hat um direkten Handel zu treiben über beide Währungen, Yuan und Riyal, ohne über den Dollar zu gehen und zwar über das chinesische Devisen-Clearing-System (CFETS -China Foreign Exchange Trade System’s). In Konsequenz ist es sehr wahrscheinlich, dass früh oder spät, Aramco, die Erdöl-Handelsfirma Saudi-Arabiens auch Zahlungen in Yuan statt in Dollar akzeptieren wird. Von dem Moment an wo dies sich verwirklicht, wird das Haus el Saud voll auf den PetroYuan setzen. Die Welt verändert sich vor unseren Augen.

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