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Nur noch kurz durch die Welt jetten: Wie uns die “Klimaretter” von Davos für dumm verkaufen

Nur noch kurz durch die Welt jetten: Wie uns die "Klimaretter" von Davos für dumm verkaufen
Beinahe alle prominenten Redner in Davos betonen, wie wichtig der Klimaschutz ist. Vor allem dem Umsatz von Privatjetanbietern scheint der Besuch der Wirtschafts- und Politelite bislang zugute zu kommen.

Die Politelite auf dem Weltwirtschaftsforum befasst sich mit den großen Themen. Das Klima zum Beispiel ist eines davon, bedeutend für die Menschheit und den Wohlstand und ein hervorragendes Themenbeispiel dafür, wie Worte oft mehr zählen als Taten.

Klimaschutz steht ganz oben auf der Agenda wichtiger Themen beim World Economic Forum (WEF) in Davos, auch für jene, die Freihandel, Marktmacht und Globalisierung um jeden Preis predigen und gleichzeitigAppelle zum Abbau sozialer Ungleichheit an die Öffentlichkeit senden.

Hauptredner für die Polit- und Wirtschaftsprominenz auf dem schweizer Gipfel war Indiens Premierminister Narendra Modi, gefolgt von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den charmanten Staatschefs Emmanuel Macron und Justin Trudeau. Macron hat den Klimawandel als Priorität für Frankreich erkannt und wird nicht müde, dies zu wiederholen. Modi betonte, der Klimawandel sei die größte Bedrohung für den globalen Fortschritt und Wohlstand.

Schwamm drüber, dass Modi in seiner Rhetorik bei allen Problemfeldern vor allem auf profitfreundliche Lösungen setzt, wie mehr Bankkonten gegen die Armut und „geeignete Technologien“ gegen den Klimawandel. In Davos ist der Klimaschutz vor allem eine immense geschäftliche Chance.

Solange sich in Davos die Wahrer alles Guten feiern und dabei noch öffentlich auf andere zeigen können, einen Außenseiter wie US-Präsidenten Donald Trump, der scheinbar als einziger weder Frauenrechte noch Klimaschutz ehrt, sondern Protektionismus und Populismus fördert.

Macron erntete einen Lacher, indem er auf dem Heilsbringerparkett einen Scherz über Trumps Haltung zum Klima machte, während George Soros das Forum nutzte, um Trump als Gefährdung für die Welt im Allgemeinen und die offene Gesellschaft im Besonderen.

Allerdings ist der US-Klimaschurke nicht der Einzige, der zum Beispiel im Privatjet zum Weltrettungsforum angedüst kommt. So prognostizierte Air Charter Service (ACS), einem Anbieter für Privatjetflüge, dass es während des Forums der Globalisierungsverfechter in nur fünf Tagen 1.000 Flüge mit Privatjets geben werde. Auch sei dank des Forums der Klimaretter in Davos für die Hauptanflughafen für Privatjets in der Schweiz mit einem Anstieg um 335% Prozent zu rechnen. So haben Untersuchungen im Auftrag der Jetanbieter ergeben, dass während des einwöchigen Forums durchschnittlich 218 private Jetflüge pro Tag stattfinden, im Vergleich zu den 65 täglichen Flügen, mit denen Schweizer Flugplätze üblicherweise zu tun haben. An zwei besonders geschäftigen Davos-Tagen sind es 251 beziehungsweise 301 Flüge.

Auch bei anderen Veranstaltungen sei die Anreise per Privatjet sehr populär. Das WEF hebe sich von den Ereignissen wie Super Bowl oder dem Champions League Finale dadurch ab, dass Anfragen und Aufträge aus aller Welt kommen, aus Europa, aber auch Asien, Indien und den USA.

Hauptherkunftsländer der Buchungen für die Flughäfen waren Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Die USA belegten mit 41 Ankünften und 51 Abflügen den vierten Platz. Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate waren auch unter den Top 10 der beliebtesten Länder, von insgesamt mehr als 30.

Zudem haben die internationalen Privatjetnutzer mit Destination Davos sich für weniger umweltfreundliche Flieger entschieden. Darin spiegelt sich eben nur der eine Aspekt dessen, was sie in Davos fordern – privaten Wohlstand, in diesem Fall für die jeweiligen Fluggäste.

Was es vor der eigenen Haustür der Umweltschützer zu kehren gibt, wie Atomenergie in Frankreich, zeigt zum Beispiel der von Macron vorgeschlagene Premierminister Edouard Philippe: er arbeitete zuvor als Lobbyist für den französischen Kernenergiekonzern Areva. In Deutschland gibt es die Autolobby und in Kanada das Geschäft mit Teersand.

Ein Blick ins Land von Modi, der den Klimawandel in seiner Ansprache in Davos als die größte Bedrohung für die Zivilisation bezeichnete und sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens bekannte, zeichnet ein klares Bild der wahren Prioritäten und einen Hinweis darauf, warum Modi den Klimawandel als Profitmöglichkeit sieht.

In dem Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern boomt auch dank der Regierung Modi vor allem der Kohlesektor und Indiens Kohlekraftwerke haben kürzlich eine Amnestie für die Einhaltung der Luftqualitätsnorm erhalten. Auch in anderen Bereichen hat sich Modi als Totengräber für bisher bestehende Umweltschutzmaßnahmen erwiesen. Zudem ist er scheinbar ein besonders inniger Liebhaber klimaschädlicher Verkehrsmittel und hat keinerlei Vorbehalte gegen dienliche Freunde mit kontroversem Einkommen.

Zunächst Regierungschef von Gujarat verlief Modis Machtaufstieg parallel zu dem des indischen Milliardärs Gautam Adani, dem Vorsitzenden und Gründer der Adani Gruppe. In Medienberichten heißt es, dass Modi während seines Wahlkampfs jeden Tag von Ahmedabad aus in einem EMB-135BJ, einem Embraer Business Jet startete, um Kundgebungen im ganzen Land abzuhalten.

Das Flugzeug war im Besitz von Karnavati Aviation, einem Unternehmen der Adani-Gruppe. Modis alter Freund Adani sorgte demnach mit einer eigenen Flotte, bestehend aus einem Jet und zwei Hubschraubern, dafür, dass der Mann, der Indiens Premierminister werden wollte, jede Nacht wieder nach Hause kam, um sich auszuruhen. Die Kosten in Modis Wahlkampf erregten in Indien das öffentliche Aufsehen wegen Vetternwirtschaft.

Adani, laut Forbes unter den Top-Zehn der indischen Millionäre, pflegt sein Vermögen mit Stromerzeugung, Immobilien und Rohstoffen, auch gehört ihm die umstrittene Carmichael Mine in Australien, welche unter anderem aufgrund ihrer Schädlichkeit für das international bedeutende Great Barrier Reef Kontroversen auslöst. Die Adani-Gruppe arbeitet weiterhin mit dem schwedischen Verteidigungsunternehmen Saab zusammen, um Kampfflugzeuge in Indien herzustellen..

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