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Gier frisst Hirn: Wie sich der FC Bayern München für Geld an den Schurkenstaat Katar verkauft

Gier frisst Hirn: Wie sich der FC Bayern München für Geld an den Schurkenstaat Katar verkauft
Katar: Bayern-Spieler David Alaba posiert für Selfies

Der FC Bayern München hat seine Kooperation mit der islamistischen Diktatur in Katar ausgeweitet. Wie der Klub vergangene Woche bekannt gab, wird die Fluggesellschaft Qatar Airways neuer Platinsponsor. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Renommierklub in Sachen Menschenrechte verdribbelt.

von Timo Kirez

Kaum ein anderer Fußballverein spaltet die deutsche Öffentlichkeit so sehr wie der FC Bayern. Glühende Verehrung und abgrundtiefe Ablehnung – dazwischen geht nicht viel, wenn es um die Bayern geht. Es gibt sogar eine inoffizielle Hymne für alle Bayern-Hasser: “Bayern” von der antideutschen Band “Toten Hosen”.

Seit gefühlten 100 Jahren dominiert der Klub aus der Säbener Straße sowohl sportlich als auch wirtschaftlich den deutschen Fußball. Auch international ist der deutsche Rekordmeister der einzige Verein, der es mit den Schwergewichten aus Madrid und Barcelona aufnehmen kann. Doch diese Wettbewerbsfähigkeit hat ihren Preis. Wie der Klub am Dienstag bekannt gab, wird die Fluggesellschaft Qatar Airways Platinsponsor des deutschen Rekordmeisters.

Die Vereinbarung gilt ab dem 1. Juli Juli 2018 und ist zunächst bis 2023 geplant. Die seit Januar 2016 bestehende Sponsorenvereinbarung mit dem Hamad International Airport geht damit vollständig an die staatlich subventionierte Qatar Airways über. Qatar Airways löst damit die Lufthansa ab. Die Lufthansa wäre gerne an der Seite des Klubs geblieben. “Wir hätten unsere Partnerschaft mit dem FC Bayern gerne fortgeführt. Jedoch haben wir nicht die Möglichkeiten einer staatlich subventionierten Airline und müssen insofern auf die Verhältnismäßigkeit des Engagements achten. Hier stehen wir in der Verpflichtung gegenüber unseren Aktionären und Mitarbeitern”, sagte ein Unternehmenssprecher dem News-Portal Business Insider.

Schon seit einigen Jahren bereiten sich die Münchner im umstrittenen Gastgeberland der WM 2022 mit einem Wintertrainigslager auf die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga vor. Und von Beginn an wurden die Reisen von scharfer Kritik begleitet. 2015 rechtfertigte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge die Reisen folgendermaßen:

„Sie kennen unsere Überzeugungen, zum Beispiel bei der Frage von Arbeiterrechten. Aber sie werden uns nur zuhören auf der Grundlage von Respekt und Vertrauen. Deshalb sprechen wir mit ihnen und nicht über sie.“

Eine Chance auf Veränderungen durch Sport gebe es nur über Partnerschaften, rechtfertigte er sich. Doch ob Katar, wie von der FAZ kolportiert, mehr als 10 Millionen pro Jahr an den FC Bayern überweist, um sich in Sachen Menschenrechten belehren zu lassen, darf bezweifelt werden. Auch 2017 klangen die Rechtfertigungen aus München sehr dünn: Im Sommer 2017 hatte der FC Bayern ein Statement zu seinen Katar-Verträgen abgegeben und vermeldet, man könne “die aktuelle politische Situation am Golf und die Vorwürfe von Nachbarstaaten gegen Katar” von sich aus “derzeit nicht bewerten” – die Spieler des FC Bayern verteidigen auf dem grünen Rasen deutlich geschickter.

In dem Amnesty-International-Report von 2017 zu Katar, auf den man nach ungefähr zwei Minuten googeln stößt, findet man unter anderem folgende Vorwürfe:

„Die Regierung schränkte die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungsfreiheit und friedliche Versammlung weiterhin empfindlich ein. Unabhängige politische Parteien wurden nicht geduldet. Gewerkschaften standen nur katarischen Staatsangehörigen offen und auch nur dann, wenn sie strenge Auflagen erfüllten. Nichtgenehmigte öffentliche Zusammenkünfte waren weiterhin untersagt und wurden aufgelöst. Äußerungen, die als Beleidigung des Staatsoberhauptes angesehen wurden, blieben gesetzlich verboten.“

Und weiter:

„Katar beteiligte sich weiterhin an einer von Saudi-Arabien geführten internationalen Militärallianz, die in den bewaffneten Konflikt im Jemen eingriff. Arbeitsmigranten wurden weiterhin ausgebeutet und misshandelt. Frauen waren nach wie vor sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben von Diskriminierung betroffen. Katar hielt an der Todesstrafe fest, Meldungen über Hinrichtungen lagen jedoch nicht vor.“

Dies sind nur wenige Passagen aus dem mehrseitigen Bericht. Die Frage sei gestattet, ob in der Geschäftsstelle des FC Bayern den Internetzugang abgeschafft wurde. Qatar Airways war zuvor der Hauptsponsor des FC Barcelona – in der katalanischen Metropole wird gemunkelt, dass der Klub nicht unglücklich darüber ist, dass das Geld, und damit auch der Rechtfertigungsdruck, jetzt weiter in den Norden nach München fließt.

Es ist zudem irritierend, das sich ausgerechnet ein Verein, der sich auf seiner Homepage unter anderem der Werte “Verantwortung”, “Respekt” und “Vorbild” rühmt, gerade bei diesem Deal offenbar kein Problem entdecken kann. Ganz im Gegensatz zu seinen eigenen Fans. Nach dem 4:2-Erfolg Bayerns über Werder Bremen am 21. Januar entrollten Fans ein Protest-Banner gegen die die Zusammenarbeit des Klubs mit Katar.

“Die Situation der Arbeiter in Katar hat sich durch den Fußball verbessert”, stand darauf zu lesen. Daneben prangte auf einem Plakat das Konterfei von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit rot gefärbten Brillengläsern, was vermutlich bedeuteten sollte, dass Rummenigge mit im Hinblick auf Katar offenbar Tomaten auf den Augen habe. Der Satz auf dem Banner bezieht sich auf Aussagen von Rummenigge in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung (tz).

Dabei legt gerade der FC Bayern viel Wert auf soziale Kompetenz. Das Vereinsmotto “Mia san mia” (für Preußen: Wir sind wir) spiegelt sich in vielfältigen sozialen Hilfsprojekten des Klubs wider. So ist der Klub langjähriger Pate von “Kinderhilfe Organtransplantation e.V.” (KiO). Zudem wird die Initiative gegen Gewalt “Münchner Courage” unterstützt. Auch “Wings for handicapped e.V.”, “Stiftung Lichtblick Hasenbergl” und “Elterninitiative krebskranke Kinder” erhalten Zuwendungen.

Zudem gibt es eine lange Liste von in Not geratenen Fußballklubs, denen die Bayern mit unter die Arme griffen, darunter Borussia Dortmund, der FC St. Pauli, Hansa Rostock, Dynamo Dresden und der VfL Bochum. Es ist auch kein Geheimnis, dass Bayern ehemaligen und auch aktuellen Spielern immer zur Seite steht, wenn sie in Not geraten. Kein anderer verkörpert diese Kultur bei den Bayern wie Uli Hoeneß, der zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge zum Beispiel dem ehemaligen Spieler Sammy Kuffour wieder auf die Beine half, nachdem dessen 15 Mote alte Tochter in einem Swimmingpool in Ghana ertrank.

Eine legendäre Rede von Uli Hoeneß aus dem Jahr 2007 während der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München macht den Widerspruch deutlich, den der Klub eingeht, um international ganz oben mitzuspielen. Hoeneß reagierte mit einer Wutrede auf Vorwürfe, die Klubleitung würde durch die zunehmende Kommerzialisierung des Vereins Tradition und Stimmung töten:



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In der Tat hat die Kommerzialisierung des Fußballs in den Jahren nach dieser Rede noch einmal deutlich zugenommen. Mittlerweile ist es Gang und Gäbe, dass zum Teil über 200 Millionen Euro für einen einzigen Spieler gezahlt werden, so geschehen beim Wechsel des brasilianischen Stars Neymar vom FC Barcelona zum neuen Krösus im internationalen Fußball, Paris St. Germain. Übrigens kritisierte der FC Bayern diesen Transfer, der vom Hauptsponsor des Pariser Klubs “Emirate Airways” aus den Vereinten Arabischen Emiraten gestemmt wurde.

Wenn der FC Bayern langfristig nicht an den eigenen Widersprüchen zerbrechen will, muss er sich der Frage stellen, was ein auf Kosten gravierender Menschrechtsverstöße errungener Champions-League-Titel wert ist.

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