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Gewalt gegen Politiker frei erfunden: ZDF betrügt Öffentlichkeit mit gefälschter Umfrage

Gewalt gegen Politiker frei erfunden: ZDF betrügt Öffentlichkeit mit gefälschter Umfrage
ZDF-Chef-Propagandist Claus Kleber

Die angebliche Gewalt gegen Politiker ist in diesen Tagen das bestimmende Thema in sämtlichen deutschen Mainstream-Medien. Doch was man beim staatlichen Sender ZDF dazu absondert, unterbietet nicht nur eindrucksvoll alle journalistischen Mindeststandards, sondern verdient auch das Prädikat „besonders kriminell“.

von Dr. habil. Heike Diefenbach

In den sozialen Netzwerken, konkret auf Facebook, da glaubt man bei öffentlich-rechtlichen Sendern ein besonders naives und den öffentlich-rechtlichen Manipulationen schutzlos ausgeliefertes, weil vornehmlich junges Publikum vor sich zu haben.

Hier ist der Ort, so wohl das Kalkül, an dem man Stimmung machen, die eigene Agenda Setting Funktion dahingehend missbrauchen kann, Meldungen so selektiv zu gestalten, dass durch die Auslassung ein Bild erweckt wird, das keinerlei Verbindung zur Realität mehr hat. Das ZDF hat heute unseren Preis für besonders dreiste und miese Manipulation gewonnen, und zwar damit:

Gewalt gegen Politiker frei erfunden: ZDF betrügt Öffentlichkeit mit gefälschter Umfrage
Beiutrag des ZDF vom 25. Juni 2019, Quelle: Facebook

Die drei Behauptungen basieren auf einer angeblichen „Umfrage“ von Kommunal.de und zeichnen sich sich dadurch aus, dass sie allesamt falsch sind. Zunächst die Fakten, soweit sie von Kommunal.de, die die Umfrage ausgeführt haben wollen, bereitgestellt werden, wenngleich keinerlei Informationen über die Art der Befragung, den Ort der Befragung und die verwendete Methode von Kommunal.de veröffentlicht wurden, so dass man sich fragt: Warum nicht?

Befragt wurden 1055 Personen, bei denen es sich um Bürgermeister handeln soll. Ob es sich tatsächlich um Bürgermeister handelt, oder um Mitarbeiter der Gemeinde ist eine offene Frage.  Nun zu den drei Behauptungen. In jeder zwölften Stadt oder Gemeinde sollen Mitarbeiter Opfer einer körperlichen Bedrohung geworden sein. Diese Behauptung bezieht sich auf die in der folgenden Abbildung dargestellten Daten.

Gewalt gegen Politiker frei erfunden: ZDF betrügt Öffentlichkeit mit gefälschter Umfrage
KOMMUNAL-Umfrage, Quelle: sciencefiles.org

Wie im Kleingedruckten zur Abbildung zu lesen ist, sind Mehrfachnennungen erlaubt. Will man also herausfinden, wie viele Bürgermeister, Kollegen der Verwaltung oder Mitglieder des Gemeinde- oder Stadtrats seit dem Jahr 2015 (Warum 2015? Warum nicht?) jemals „körperlich angegriffen“ worden sind, dann beginnt man am besten von hinten: 92,2% der 1055 Befragten geben an, dass es in ihrer Stadt- oder Gemeindeverwaltung, in ihrem Stadt- oder Gemeinderat keinen körperlichen Angriff gegeben habe.

92,2% von 1055 sind 973 Befragte. Das lässt 82 Befragte übrig, die angeben, selbst körperlich angegriffen worden zu sein oder jemanden aus der Stadt- oder Gemeindeverwaltung bzw. dem Stadt- oder Gemeinderat – zu kennen, der körperlich angegriffen worden ist. Das Gemeindeverzeichnis Deutschlands listet derzeit 11.012 Gemeinden. Nimmt man an, die 82 Befragten repräsentieren je eine Gemeinde, dann sind die Mitarbeiter jeder 134sten Gemeinde mit körperlicher Gewalt konfrontiert, nicht jeder 12.

Die Aussage des ZDF ist falsch

Nun gibt es in der Umfrage von Kommunal.de noch eine zweite Frage: „Mussten Sie als Bürgermeister oder ein Mitglied ihrer Verwaltung / Ihres Gemeinderats bereits Erfahrungen mit Stalking machen? Die Antworten auf diese Frage sind in der folgenden Abbildung dargestellt.

Gewalt gegen Politiker frei erfunden: ZDF betrügt Öffentlichkeit mit gefälschter Umfrage
KOMMUNAL-Umfrage, Quelle: sciencefiles.org

Hier geht es also um Hassmails, Einschüchterungsversuche oder andere Formen von Übergriffen, was auch immer das sein mag. Abermals sind Mehrfachnennungen möglich. Das gleiche Vorgehen, das oben bereits beschrieben wurde, erbringt 626 Befragte, die angeben, in ihrer Gemeinde habe es noch keine entsprechenden Probleme gegeben. Das lässt 429 Befragte übrig, die von entsprechenden Problemen berichten. Bei 11012 Gemeinden deutschlandweit folgt daraus, dass dann, wenn man die hier Befragten als Repräsentanten je einer Gemeinde ansieht, in jeder 25. Gemeinde von Hassmails, Einschüchterungsversuchen oder anderen Formen von Übergriffen berichtet wird.

Wo kommt die Zahl „jede 12. Gemeinde“ her?

Gehen wir zurück zur ersten Grafik. Die 82 Befragten, die angeben, selbst Opfer von „körperlichen Angriffen“ geworden zu sein oder jemanden in Stadt- bzw. Gemeindeverwaltung oder Stadt- bzw. Gemeinderat zu kennen, der schon einmal Opfer eines „körperlichen Angriffs“ geworden sei, stellen 7,8% der Befragten 1055 vermeintlichen Bürgermeister dar. Rechnet man die 7,8% auf die 11.012 deutschen Gemeinde hoch, was man zwar nicht kann, aber dann, wenn es darum geht Hysterie zu erzeugen, die ein produktives Klima schafft, um Verschärfung von Gesetzen oder die Einschränkung von Bürgerrechten durchsetzen zu können, in Deutschland regelmäßig tut, dann werden aus den 82 Befragten plötzlich 859 Gemeinden und das ist dann zwar nur jede 12,8e Gemeinde, aber das ist eigentlich jede 12. Gemeinde – oder?

Manipulation leicht gemacht. Ob es jemand außer uns bemerkt hat? Besonders oft, so behauptet das ZDF, seien Bürgermeister betroffen.Eine krasse Falschbehauptung, wie schon der Blick auf die erste der beiden Abbildungen zeigt. 20 Bürgermeister, sofern die, die an der Umfrage teilgenommen haben, auch wirklich Bürgermeister waren, geben an, schon einmal Opfer körperlicher Gewalt geworden zu sein. Das macht 1,9% der Nennungen in der Umfrage. Dass „Kollegen der Verwaltung“ einen körperlichen Angriff erleben mussten, sagen 53 Befragte, also 5%. Offensichtlich sind „Kollegen der Verwaltung“ besonders betroffen, nicht Bürgermeister. Schließlich soll die Anzahl körperlicher Angriffe innerhalb von zwei Jahren um 25% gestiegen sein. Diese Behauptung liest sich bei Kommunal.de wie folgt:

„Schon im Jahr 2017 hatte KOMMUNAL den gut 1000 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern die gleiche Frage gestellt – wurden Sie oder ein Mitarbeiter oder ein Gemeinderat körperlich angegriffen? Damals gaben knapp 6 Prozent der Befragten an, direkt betroffen gewesen zu sein. Hochgerechnet waren damit schon damals etwa 650 Städte und Gemeinden betroffen. Diese Zahl hat sich nach der neuen Umfrage nun deutlich auf fast 900 erhöht.“

Geht man davon aus, dass 2017 auch 1055 Personen an der Befragung teilgenommen haben, dann gaben 2017 63 Personen an, selbst Opfer eines körperlichen Angriffs geworden zu sein oder jemanden in Gemeinde- oder Stadtverwaltung, in Gemeinde- oder Stadtrat zu kennen, der Opfer eines körperlichen Angriffs geworden ist. Im Jahre 2019 sind es 82 Personen, also 19 mehr. Aus diesen 19 Hanseln wird beim ZDF ein apokalyptische Ausmaße annehmender Zuwachs von 25% berechnet (noch dazu ein falsches Ergebnis). Warum: Um Angst und Hysterie zu erzeugen. Aus demselben Grund, so kann man annehmen, werden in der Pressemeldung von Kommunal.de aus 859 Gemeinden „fast 900“ Gemeinden gemacht.

Wenn es darum geht, Konsumenten von Medien zu täuschen, wenn es darum geht, eine Gefahr herbeizureden, die es kaum gibt, wenn es darum geht, in der Öffentlichkeit ein Klima zu erzeugen, das repressiven Maßnahmen förderlich ist, dann ist offenkundig jedes Mittel recht, dann wird zuweilen gelogen, dass sich die Balken biegen.

Übrigens gibt es keinerlei Hinweis darauf, von wem die körperlichen Angriffe ausgehen. Die Fragen sind zu allgemein, um auszuschließen, dass Mitarbeiter in Gemeinden oder Städten oder Gemeinde- oder Stadträte aufeinander losgehen. Die körperlichen Angriffe können in ihrem Zuwachs vollständig auf ein miserables Klima in der Verwaltung zurückführbar sein.

Außer den Ideologen bei Kommunal.de und beim ZDF weiß niemand, was eigentlich gemessen wurde. Aber das macht auch nichts, denn es geht darum, ein Klima der Angst zu verbreiten. Es wird gezündelt, bei den öffentlich-rechtlichen, der Schaum steht wieder vor den Mündern. Nur der Ordnung halber: Die Überschrift “Gewalt gegen Lokalpolitiker nimmt zu” ist natürlich eine vollständige Erfindung. Es gibt keine Daten, die das zeigen.

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