Deutschland

Badespaß nur noch mit Oberteil: Beschwerden von muslimischen Migranten in Berlin

Badespaß nur noch mit Oberteil: Beschwerden von muslimischen Migranten in Berlin
Freibad an der Prinzenstraße in Berlin: Migranten-Rotten sorgen für Zucht und Ordnung

Wie nackt darf man im Freibad schwimmen? Die Lockerung der Textil-Vorschrift ruft neue Gegner auf den Plan: Zuwanderer mit muslimischen Weltbild verbünden sich mit den Bewahrern von Zucht und Ordnung.

von Alexander Wallasch

Die Bademeisterin des örtlichen Freibades des Autors hier muss fast lachen: Selbstredend sei es nicht gestattet, im städtischen Freibad als Frau „oben ohne“ zu baden. Wortwörtlich erklärt sie, das sei ja nicht jugendfrei, es wären ja auch kleine Kinder im Bad. Ob das schon immer so gewesen sei? „Ja“. Schilder gibt es zwar keine, aber das wäre unausgesprochen bekannt, das Frau oben herum im Freibad nicht blank ziehen darf. Und wenn es doch welche machen würden: Die Bademeisterin aus Braunschweig, mit der wir telefonieren, würde nicht warten, bis sich einer beschwert, sie ginge initiativ los, den Barbusigen Bescheid zu sagen. Oben ohne oder sogar ganz nackt könne man doch am Baggersee oder in anderswo extra ausgewiesenen FKK-Bereichen.

Soviel zur Parallelrecherche zu einem Vorgang, der gerade Teile von Facebook und Twitter in Aufruhr versetzt hatte, als im Berliner Freibad Plötzensee eine junge Frau oben ohne lag und vom Bademeister gebeten wurde, sich zu bedecken. Alleine deswegen so eine Aufregung? Nein, denn hinzu kam hier, dass man in Berlin im Gegensatz zu Braunschweig offensichtlich nicht so genau hinschaut. Also so lange sich keiner beschwert. Und beschwert hatte sich dann wohl ausgerechnet eine badende Familie „die offensichtlich migrantischer Herkunft“ gewesen sein soll, wie der Berliner Kurier unter der reißerischen Überschrift meldete: „Prüde: Strandbad verbietet Berlinerin „oben ohne“.

Nun wird dieses Berliner Traditionsbad seit kurzem neu betrieben und unter großem Aufwand renoviert und gepflegt. Sogar einen extra FKK-Bereich soll es hier am See am Wedding geben. Die Frage ist, inwieweit es überhaupt zu einem Shitstorm gekommen wäre, wenn der Bademeister vor der besagten Familie den nackten Busen entdeckt und um Bedeckung gebeten hätte. Bei bis zu zehntausend Besuchern allerdings wird sich das Augenmerk des Bademeisters zunächst sicher auf Gefahrensituationen im Wasser konzentrieren denn auf einen Busen an Land, der nicht oder nur schlecht verdeckt ist.

Aber ganz so banal ist es dann vielleicht doch nicht zu besprechen. So eine Prüderie ist auch keine reine muslimische Angelegenheit: Teile der USA sind auf diese Weise in der Prüderie verhaftet und wenn wir uns beispielsweise Brasilien anschauen, dann hat sich da über Jahrzehnte die Raffinesse etabliert, bedeckt fast unbedeckt zu sein.

Aber wie läuft das nun in Deutschland oder in Europa? Vieles ist bei uns geregelt, Deutschland soll das Land der Hinweisschilder sein, andere Länder machen sich über diese Beschilderung regelmäßig lustig. Aber nun ist ein Schild oder auch eine stillschweigende Übereinkunft noch lange nicht in Stein gemeißelt.

Man könnte hier sogar sagen, dem westlichen Wertesystem immanent ist ein Maß an Entwicklungsflexibilität: So können hier Grenzen immer mal wieder überschritten werden, ohne dass gleich die Welt unterzugehen scheint. Es kann ausgetestet werden, inwieweit man zukünftig Grenzen versetzen und das zwischenmenschliche Regelwerk ein stückweit „modernisieren“ kann, ohne dass man sich deshalb auf dem Weg dorthin die Köpfe einschlagen müsste.

Im konkreten Fall hat nun eine junge Frau „oben ohne“ gebadet – oder nur da gelegen, denn beim Baden wäre es ja eher unauffällig, wenn sie nicht gerade Rückenschwimmen übt – und es hat zunächst keiner negativ davon Notiz genommen. Dann beschwerte sich allerdings eine Familie, die aus einem anderen Kulturkreis hier nach Deutschland gekommen sein soll. Und das war dann für einige der viel größere Stein des Anstoßes als der eher unbedeutende nackte Busen.

Kristina K. soll die Sonnenanbeterin heißen und der Berliner Kurier konnte sogar ein „privates“ Foto (von hinten) von Kristina und ihrer Freundin zum Abdruck ergattern. Eine der Frauen mit Bikini und die andere oberhalb nur mit einer Reihe von Tätowierungen bekleidet wie beispielsweise dem Band-Logo von Rammstein im Nacken und ein paar Zeilen Songtext ihrer Helden. Die Frauen sind fleißige Biertrinkerinnen, die barbusige hat sich schon einen zweiten vollen Plastikbecher organisiert, wahrscheinlich, weil sie nicht so oft zum Bierstand laufen möchte. Ob sie sich zum Bierholen den Busen bedeckt hatte?

Klar, nun könnte man weiter fragen, wann sich der erste beschwert, dass in Gegenwart von muslimischen Migranten Alkohol getrunken wird. Verschwinden demnächst auch die Bratwurst und die Gummibärchen (Gelantinegehalt) am Freibadkiosk? Und wären das dann Neuerungen unseres prinzipiell auf seine Entwicklungsfähigkeit angelegten westlichen Wertekataloges, welche Deutsche in diesem Fall besonders hellhörig machen und in Alarmstimmung versetzen? So hellhörig, dass sich ansonsten Stockkonservative mit dem blanken Busen einer Bier trinkenden Tätowierten solidarisch erklären, wo sie vielleicht Jahre zuvor noch darüber die Nase gerümpft hätten, dass Frauen in der Öffentlichkeit rauchen?

Apropos „blanker Busen“, wie sieht das eigentlich mit dem Berliner Kurier aus, der hier Prüderie beklagt, aber selbst bemüht ist, eben keinen blanken Busen zu zeigen, was doch thematisch als Bebilderung eigentlich die erste Wahl gewesen wäre – hatte die Redaktion hier Sorge, dass so eine Abbildung zu sehr jener des Mädchens von Seite drei geähnelt und damit die Ernsthaftigkeit der Nachricht an sich überlagert hätte?

Festzustellen ist hier doch vor allem eines: Wenn es um den nackten Busen geht, scheint es um den Umgang und die Feinjustierung des selbigen geschehen. „Oben Ohne“ beschäftigte übrigens fast zeitgleich auch eine Journalistin in München, die gerade bei den Bäderbetreibern nachfragte, ob es denn nun verboten oder erlaubt sei „oben ohne“. Denn auch in der bayrischen Hauptstadt gibt es keine Hinweisschilder und alternativ auch keine launigen Busen-Zeichnungen mit roten Balken für Fremdsprachler. An der Isar im Freien ist das bisher nur in bestimmten Uferregionen ein Problem gewesen: Die Münchner TZ schrieb dazu:

„Obwohl die Nackerten an der Isar seit jeher das Stadtbild prägen, gibt es immer wieder Ärger. Im Juni wiesen Mitarbeiter eines von der Stadt engagierten Sicherheitsdienstes Frauen zurecht, die sich nahe der Reichenbachbrücke oben ohne gesonnt hatten.“

Nun hat der Stadtrat ein Machtwort gesprochen und den weiblichen Busen ausdrücklich als sekundäres Geschlechtsmerkmal identifiziert: „Gemäß Verordnung muss Badekleidung die primären Geschlechtsorgane bedecken. Heißt: Eine Badehose reicht nun gleichermaßen bei Männern, wie bei Frauen.“ Radio-Journalistin Julia Fritzsche wollte nun weiterführend wissen, ob das auch im Freibad gilt. Sie stellte diese Frage via Twitter recht eigennützig:

„War vorhin mit einem Freund in einem Münchner Freibad. Wir schwammen Bahnen, bis ein Bademeister sagte, ich müsste ein Oberteil tragen.“

Die Antwort der Stadt München ist amüsant und ein eindeutiger Hinweis darauf, was hier schon im Vorfeld festgestellt wurde: Dinge entwickeln sich. Und diese Flexibilität ist eben ein besonders wertvoller Baustein im westlichen Wertesystem, wenn München geradezu launig antwortet:

„Es gilt „Leben und leben lassen“: Wer gern „oben ohne“ sonnenbaden/schwimmen möchte, kann dies tun. Für FKK-Begeisterte gibt’s ausgewiesene Bereiche. Weisen unsere Kolleginnen und Kollegen darauf hin. Genaue Angaben (Tag, Uhrzeit, Bad) daher gern per DN an uns.“

Stellt sich vielleicht einzig noch die Frage, wie die sympathische Oben-Ohne-Journalistin Fritzsche reagiert hätte, wenn sie beim Busenbahnenschwimmen ermahnt worden wäre, weil sich explizit eine muslimische Familie beschwert hätte, wie das im Freibad Berlin-Plötzensee der Fall war.

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