Gesundheit

Studie: Glyphosat im Unkrautvernichter Roundup schädigt Gebärmutter

studie glyphosat im unkrautvernichter roundup schaedigt gebaermutter
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Wo liegen die Risiken genetisch veränderter Organismen (GVO) und den mit ihnen genutzten chemischen Pflanzenschutzmitteln wie Monsantos Roundup, das Glyphosat enthält? Wer dieser Frage nachgehen will, hat einige Schwierigkeiten zu überwinden, denn die GVO-Chemiekonzerne machen es ernsthaften und unvoreingenommenen Wissenschaftlern praktisch unmöglich, eventuelle Gefahrenquellen aufzudecken.

Die EU-Kommission hat die befristete Zulassung des Unkrautvernichters gerade erst um 18 Monate verlängert. Ursprünglich wollte die Monsterbehörde um bis zu 15 Jahre verlängern. Doch der Widerstand in den Mitgliedsländern wurde zu groß. Und das hat gute Gründe. 2015 stufte eine Abteilung der Weltgesundheitsbehörde Glyphosat als »wahrscheinlich krebserregend« ein.

Ein Forscherteam hat jetzt das Ergebnis seiner per Peer-Review geprüften Untersuchungen veröffentlicht: Bei Ratten, die Glyphosat ausgesetzt wurden, dem weltweit meistverkauften Unkrautvernichtungsmittel, stellten die Wissenschaftler Schäden an der Gebärmutter fest. Es werden noch weitere Alarmsignale dokumentiert, die dafür sprechen, dass Glyphosat auch für den Menschen in hohem Maße toxisch ist.

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Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des internationalen Fachmagazins Toxicology. Die Wissenschaftler hatten einer Gruppe neugeborener Ratten eine handelsübliche Dosis Glyphosat-basierter Herbizide (GBH) verabreicht, eine Kontrollgruppe erhielt eine Salzlösung. 42 Jahre ist es her, dass Monsanto erstmals Glyphosat auf den Markt brachte, als zentralen Wirkstoff von Roundup, seinem beliebtesten Unkrautvernichtungsmittel. 42 Jahre, aber es ist verblüffenderweise das erste Mal, dass die Wirkung von Glyphosat auf die Uterusentwicklung überprüft wird. Die Ergebnisse lassen einem die Haare zu Berge stehen und sollten eigentlich in jedem Land auf der Titelseite aller großen Zeitungen präsentiert werden.

Wenn sie innerhalb von 7 Tagen nach der Geburt mit GBH in Kontakt kommen, zeigen die Gebärmütter der Tiere morphologische Veränderungen, fanden die Forscher unter anderem heraus. Außerdem veränderte die GBH-Behandlung die Expression von Proteinen, die an der Organbildung beteiligt sind. Morphologische Veränderungen an einem embryonalen Uterus sind, gelinde gesagt, eine große Sache. Es bedeutet, dass sich der Embryo verändert und beispielsweise mit drei Ohren oder einem stark deformierten Kopf geboren wird. Und wenn die Proteine beeinflusst werden, bedeutet dies, dass sich auch die Organe des Embryos selbst verändern.

Der Kontakt mit Glyphosat kann die weibliche Fruchtbarkeit in Mitleidenschaft ziehen und/oder die Entwicklung von Gebärmutterkrebs fördern, so die Schlussfolgerung der Autoren. Weiter berichten sie davon, dass GBH die Hormone im Uterus neugeborener und präpubertärer Ratten stört, was dafür spricht, dass GBH endokrine Disruptoren sind. Ab einer Tagesdosis von 2 Milligramm Pflanzenschutzmittel pro Kilogramm Körpergewicht wurde bei den Ratten eine Störung in der Entwicklung der Gebärmutter registriert. Die Dosis entsprach der in den USA geltenden »Referenzdosis« für reines Glyphosat. Diese Menge halten die Regulierer für so harmlos, dass man sie, ohne Schaden zu nehmen, jeden einzelnen Tag zu sich nehmen kann.

Adjuvantien viel giftiger

Bei der Toxicology-Studie wurde neugeborenen Ratten GBH in den Uterus gespritzt. Die Monsanto-GVO-Agrochemie-Lobby wird diese Ergebnisse natürlich ignorieren und argumentieren, dass man für verlässliche Tests den Wirkstoff oral aufnehmen müsse und nicht subkutan, weil dies auch der Übertragungsweg sei, wie die meisten Menschen in Kontakt mit GBH kommen. Die Autoren dagegen verteidigen ihre Injektions-Methode als legitim, da ein Neugeborenes normalerweise noch von der Mutter gesäugt wird.

Roundup und andere Pflanzenschutzmittel auf Glyphosat-Basis werden weltweit häufiger eingesetzt als jedes andere Pestizid. Rückstände aus der Schädlingsbekämpfung gehören zu den häufigsten Schadstoffen, die in Oberflächenwasser gefunden werden. Aktuell über 80 Prozent aller für den Verzehr gedachten landwirtschaftlichen GVO werden mit Roundup oder anderen GBH besprüht.

Der französische Endokrinologe Gilles-Eric Seralini von der Universität Caen forscht seit über 30 Jahren an hormonellen, durch Karzinogene verursachte Störungen bei Ratten. In den 3 Jahrzehnten Forschungsarbeit ist er zu der Einschätzung gelangt, dass GBH für den Menschen toxisch sind. »Glyphosat-basierte Herbizide bestehen aus Glyphosat (meistens zu 35 bis 40 Prozent) und aus Adjuvantien, die etwa 1000-mal toxischer sind als Glyphosat allein. Sie wirken darüber hinaus unterhalb der toxischen Grenze als endokrine Disruptoren«, so Seralini.

»Wir haben die Toxizität von Roundup auf Säugetiere untersucht und seine Rolle als endokriner Disruptor, und das zu einer Zeit, als es so harmlos wie Wasser galt«, sagt der französische Forscher. »Die Behörden hielten es für lächerlich, die Unbedenklichkeit überhaupt infrage zu stellen.«

In seinen Untersuchungen gelangte Seralini zu der Schlussfolgerung, dass Glyphosat offenbar kein steroidartiges Molekül ist, »auch wenn es endokrin-disruptive Aktivitäten zeigt«. Deshalb suchte er nach anderen Verbindungen in der Roundup-Formel, die für die Störung der Aromatase verantwortlich sein könnten: »2005 kamen wir zu der Erkenntnis, dass es die Adjuvantien sind, die diesen toxischen Effekt verursachen, auch wenn sich nur beim Glyphosat nachweisen ließ, dass es auf höherem Niveau den aktiven Teil der Aromatase in einer halb-unumkehrbaren Art bindet.«

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»Wie andere Wirkstoffe in Pestiziden auch, wird Glyphosat von der Industrie stets allein getestet, um die langfristigen Risiken und die vertretbare Tagesdosis zu berechnen«, sagte Seralini. »Adjuvantien werden fast immer als inert bezeichnet und ihre Zusammensetzung und ihr Anteil an der Gesamtmenge werden vertraulich behandelt.«

Glyphosat steht im Mittelpunkt der derzeitigen Debatten in der EU, was eine Verlängerung der Nutzung von Roundup anbelangt. Das Mittel führt offensichtlich allein schon zu alarmierenden Veränderungen an neugeborenen Ratten. Es ist jedoch das Zusammenspiel mit den Adjuvantien, geheimen Zutaten, die 1000-mal toxischer als Glyphosat allein sind, das ein weltweites sofortiges Verbot nach sich ziehen sollte. Hier müsste das Vorsorgeprinzip gelten, bis alle GBH objektiv getestet wurden und feststeht, ob und in welchen Dosierungen sie sicher sind.

Indem sie sich weigern, offenzulegen, welche Adjuvantien sie mit Glyphosat einsetzen, kommen Monsanto und die anderen Agrochemie-Konzerne ungestraft davon. Das ist eine unentschuldbare Nachlässigkeit der Regulierer in Washington (FDA) und Parma (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA).

Dass der Patentschutz über die Sicherheit der menschlichen Gesundheit gestellt wird, ist eine ziemlich krasse Vorstellung, wenn nicht gar eine kriminelle.

Zum Schluss noch ein beunruhigendes Indiz, das für die Toxizität Glyphosat-basierter Herbizide spricht: In den Regionen Argentiniens, wo gentechnisch verändertes Roundup-Ready-Soja angepflanzt und mit Glyphosat-behandelten Pflanzenschutzmitteln besprüht wird, stellen Ärzte und Wissenschaftler eine hohe Zahl von Fehlgeburten beziehungsweise spontanen Aborten fest.

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