Deutschland

Islamismus in der Schule: „Wenn Ramadan ist, essen wir nichts“

Islamismus in der Schule: „Wenn Ramadan ist, essen wir nichts“
Islamismus ist an deutschen Schulen ein wachsendes Problem.

Sie drangsalieren Schüler, pochen auf Sonderrechte und halten ihre Religion für überlegen: Islamistisch inspirierte Jugendliche sorgen an deutschen Schulen für Unruhe und Gewalt. Statt die Gefahr zu bekämpfen, machen Pädagogen die Täter zu Opfern. Eine mutige Schülerin packt aus.

von Hinrich Rohbohm

Nachdenklich blickt Sabrina E. aus dem Fenster. Sie sitzt in einem Café in der Essener Innenstadt, hat sich eine heiße Schokolade bestellt, nachdem sie sich bereit erklärt hat, mit der Redaktion über ein Thema zu sprechen, daß in Deutschland lange tabuisiert worden war. Eines, das sich spätestens mit dem Beginn des Gaza-Kriegs jedoch nicht mehr unter den Teppich kehren lasse, ist die 17jährige überzeugt.

Mit beiden Händen umklammert sie ihre Tasse, während sie lange darüber nachdenkt, wie sie über das reden soll, was ihr in den vergangenen zwei Jahren widerfahren ist. „Ich bin zur Außenseiterin geworden“, beginnt sie schließlich das Gespräch. Eine Spur von Traurigkeit liegt in ihren Augen, in ihrer Stimme schwingt Resignation mit. Dennoch bleibt sie gefaßt, hat keine Tränen in den Augen, während sie ihre Geschichte erzählt. Sie habe aufgegeben, kapituliert. Und für sich eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die mehr als nachdenklich macht. Doch davon später mehr.

„Am Anfang dachte ich, die Jungs mobben mich nur, weil ich ein wenig pummelig aussehe“, erzählt sie. Mit den „Jungs“ meint sie sechs ihrer Klassenkameraden. Allesamt Muslime, jedoch mit unterschiedlichem Migrationshintergrund. Erst später sei ihr klar geworden, daß es nicht um Körpergewicht geht, sondern um Religion.

Der 7. Oktober als Brandbeschleuniger

„Hey du deutsche Schlampe, friß nicht so viel. Du sollst Respekt haben vor Ramadan“, hatte einer von ihnen während einer Unterrichtspause zu ihr gesagt und sie geohrfeigt. Das war vor zwei Jahren. „Da war ich 15 und hatte das natürlich nicht auf mir sitzen lassen wollen.“ Wütend habe sie den Vorfall einer Lehrerin gemeldet. „Sie hatte dann im Unterricht einen Vortrag über Respekt und Toleranz heruntergespult. Und das war’s.“ Der Schläger kam unbescholten davon, die „Jungs“, wie Sabrina sie nennt, hätten nur gefeixt und gelacht. „Später sollte ich für das Anschwärzen meine Strafe erhalten.“ Denn was Sabrina damals nicht wußte: „Die sind in islamistischen Chatgruppen unterwegs“, habe sie von einer Freundin erfahren.

Die Moslems paßten sie außerhalb des Schulgeländes ab. „Zwei hielten mich fest, der, der mich zuvor ohrfeigte, schlug mir mit voller Wucht in den Magen.“  Dann sei sie zu Boden gegangen, die anderen begannen damit, auf sie einzutreten. „Ich habe nur noch meine Arme hochgerissen, um meinen Kopf zu schützen“, erinnert sich Sabrina.

„Kommt das noch mal vor, werden wir dich mit dem Messer bearbeiteten, du ungläubige Schlampe“, hatte einer gerufen. „Ich hatte unglaubliche Angst und wußte nicht, wem ich mich anvertrauen sollte.“ Die „Jungs“ würden mittlerweile Vollbärte tragen. Seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober vorigen Jahres seien sie laut Sabrina Beobachtung „noch radikaler geworden“.

„Ich muß mich schützen. Und das kann ich leider nur alleine“

Die Lehrer hätten zumeist selbst Angst, würden im Unterricht konfliktträchtige Themen rund um Gaza und Israel meiden, um Aggressionen in der Klasse aus dem Weg zu gehen. Die Polizei sei für Sabrina auch keine Option gewesen. „Man sieht doch, wie oft Gewalttäter in Deutschland immer wieder laufen gelassen werden. Und wenn die erstmal wissen, daß ich es war, die sie angezeigt hat, bin ich dran. Darauf habe ich keinen Bock.“

Genau das ist auch der Grund, warum Sabrina weder Täter noch Schule nennen will.  Sie besucht die elfte Klasse einer Gesamtschule im Ruhrgebiet. Mehr will sie dazu nicht sagen. „Die schlagen mich krankenhausreif oder schlimmeres, wenn die mitkriegen, daß ich sie wieder anschwärze.“ Nicht zuletzt deshalb hat Sabrina lange mit sich gerungen, überhaupt etwas zu sagen.

„Ich muß mich schützen. Und das kann ich leider nur alleine.“ Ihre Eltern wüßten bis heute von all dem nichts. „Die würden ausrasten, sofort bei Schule und Polizei Alarm machen, aber genau davor habe ich Angst.“

Beleidigungen, Gewalt und Erpressung

In ihrer Klasse ist sie neben lediglich einer weiteren Mitschülerin die einzige Deutsche ohne Migrationshintergrund. „Die meisten unserer Mitschüler sind ja selbst Muslime und befürworten die religiösen Auffassungen der Jungs.“ Anderen wiederum sei es einfach egal. „Wir fühlten uns zunehmend wie Aussätzige.“ Immer wieder seien sie von den islamistischen Schülern bespuckt, als deutsche Schlampe beleidigt und bedroht worden, wenn sie nach deren Meinung zu freizügig gekleidet waren oder ihnen etwas anderes nicht paßte. „Geld oder Schläge ist die Wahl, vor der sie uns dann stellen.“ Sabrina hatte sich zunächst für Geld entschieden. Bis sie sich vor einem halben Jahr dazu entschloß, sich den Forderungen der islamistischen Sechsergruppe zu unterwerfen.

„Das erspart mir Geld und Schläge“, sagt Sabrina. Ihre Mitschülerin mache es ebenso. „Wenn Ramadan ist, essen wir in der Schule nichts. Das machen wir erst, wenn wir zuhause sind.“  Sie achte jetzt auch darauf, selbst im Sommer lange Kleidung zu tragen und Arme und Beine möglichst bedeckt zu halten.

Maßnahmen, die bei der Scharia Anleihe nehmen. Keine 50 Kilometer von Essen entfernt befindet sich die Gesamtschule Nordstadt in Neuß. Im Januar dieses Jahres war bekannt geworden, daß dort vier muslimische Oberstufen-Schüler versucht haben sollen, der Scharia ähnliche Regelungen durchzusetzen.

Ein „Raum der Toleranz“ als Kompromißlösung

Unter anderem forderten sie eine Gechlechtertrennung im Unterricht, die speziell beim Schwimmunterricht auch für Lehrer gelten solle. Muslime sollten zum Freitagsgebet schulfrei bekommen, Mädchen Arme, Beine und Fußknöchel bedeckt halten. Auch sollen die jungen Islamisten Mitschülerinnen aufgefordert haben, sich zu verschleiern und bei Verstößen gegen die neuen Regeln mit Steinigung gedroht haben.

Ferner hätten sie während des Unterrichts offen erklärt, die Demokratie abzulehnen und versucht, Schüler und Lehrer von der islamischen Scharia zu überzeugen. Auch einen Gebetsraum hatten sie von der Schule eingefordert. Die Schulleitung habe ihnen daraufhin einen „Raum der Toleranz“ als Kompromißlösung angeboten.

Laut dem Schulministerium Nordrhein-Westfalens sollen junge Islamisten im Sommer 2023 auch an einem Bonner Gymnasium Mitschüler genötig haben, sich gemäß den islamischen Normen zu kleiden. Angaben der Kölner Polizei zufolge soll es 2022 und 2023 allein rund um die Domstadt rund 20 Vorfälle im Zusammenhang mit einem Islamismus-Verdacht an Schulen gegeben haben. Dabei würden einzelne Schülergruppen eine auffällige Nähe zu leidlich bekannten Terrororganisationen wie „Islamischer Staat“ oder zu salafistischen Gruppen aufweisen.

Islamismus an Schulen ist bereits länger ein Problem

Bereits 2018 warnte der Fernsehjournalist Joachim Wagner in seinem Buch „Die Macht der Moschee“ davor, daß der Islamismus an vielen Schulen kein Randphänomen mehr sei. Politik und Medien ignorierten das Problem weitestgehend. Der damalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger sprach 2020 sogar von einem Klima der Einschüchterung.

Ein Klima, das eine Offenbacher Geschichtslehrerin, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, bestätigt. „Man muß da eigentlich konsequent Einhalt Gebieten. Aber wenn ich das an unserer Schule thematisiere habe ich Ärger von allen Seiten. Schulleitung, Kollegen, den Eltern der radikalisierten muslimischen Schüler, die natürlich sofort ihren Kindern beispringen.“

Sie erinnert sich an einen Ausflug einer Grundschulklasse aus Griesheim in der Nähe von Frankfurt in ein Archäologiemuseum vor etwas mehr als drei Jahren. „Weil das Gebäude früher mal ein Kloster war, waren muslimische Eltern gegen die Lehrerin Sturm gelaufen und hatten ihr unterstellt, sie habe ihre Kinder beschmutzt.“

Samuel Paty dient als abschreckendes Beispiel

Nicht zu vergessen sei auch der Ärger, den sich Lehrer bei islamistischen Schülern einhandeln würden. „Das reicht von verbalen Bedrohungen über böse E-Mails bis hin zur Androhung von Gewalt“, sagt die Pädagogin. „Tätlich angegriffen wurde ich bisher noch nicht.“ Aber ein Blick ins nahe Ausland nach Frankreich zeige ja, wie weit Islamisten in Extremfällen gehen können. Das schüchtere viele Kollegen ein.

Gemeint ist die Ermordung des französischen Geschichtslehrers Samuel Paty. Er wurde am 16. Oktober 2020 in der Nähe seiner in einem Pariser Vorort gelegenen Mittelschule auf offener Straße enthauptet. Täter war der damals 18jährige tschetschenische Islamist Abdullah Ansorow. Paty hatte im Unterricht das Recht auf Meinungsfreiheit anhand der Mohammed-Karikaturen aus der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo den Schülern veranschaulicht.

Sabrina verliert ihr Vertrauen in den Rechtsstaat

Wie nah Deutschland bereits an den französischen Verhältnissen angelangt ist, zeigt auch der Fall eines 15jährigen Gesamtschülers aus der nord­rhein-westfälischen Stadt Burscheid, der am 1. Dezember vorigen Jahres gemeinsam mit einem 16 Jahre alten Chatpartner aus Brandenburg plante, einen Kleinlaster auf einem Leverkusener Weihnachtsmarkt zu sprengen. Und bereits im Herbst 2021 wurde ein syrischer Schüler verhaftet, weil er ein Sprengstoffattentat auf eine jüdische Synagoge in Hagen geplant hatte. Das zuständige Gericht gewährte dem Täter eine Bewährungsstrafe von 19 Monaten.

Es sind solche Urteile, die Sabrina ihren Glauben an Gerechtigkeit in Deutschland genommen haben. „Polizei und Gerichte werden und können mir nicht helfen. Auch nicht die Schule oder meine Eltern.“ Sie hat für sich eine Entscheidung getroffen, die aufhorchen läßt und zugleich betroffen macht. „Ich werde zum Islam konvertieren. Ich möchte nicht mehr Außenseiter sein, ich möchte nicht mehr deutsche Schlampe genannt werden. Ich möchte dazugehören, Schutz und Respekt genießen“, sprudelt es nun förmlich mit zittriger Stimme aus ihr heraus. Trotz und der Versuch einer Rechtfertigung für ihre Glaubensaufgabe schwingen in ihren Worten mit. Tränen fließen. Zum ersten Mal in diesem Gespräch.

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